
Faule Kollege*in? Arbeitsverweigerung erkennen und damit umgehen
Vielleicht bist du ihnen schon begegnet: Kolleg*innen, die immer beschäftigt wirken, aber am Ende wenig leisten. Ob durch ständige Ausreden, übertriebenen Stress oder geschickte Abwesenheiten – Arbeitsvermeidung kann viele Gesichter haben. Doch was steckt eigentlich dahinter? Wie erkennt man sie, ohne unfair zu urteilen? Und wie geht man respektvoll, aber bestimmt damit um – auch mit der eigenen Faulheit? Dieser Artikel liefert Antworten.
Was ist Faulheit im Job? #
Faulheit im Arbeitsumfeld ist nicht immer offensichtliches Nichtstun. Sie zeigt sich häufig in subtilen Verhaltensweisen wie:
- dem konsequenten Ablehnen von Aufgaben,
- dem Hinauszögern von To-dos bis zur Deadline,
- übertriebener Darstellung von Stress zur Leistungs-Tarnung,
- oder dem „Verstecken“ in Gruppenarbeiten.
Diese Art von Arbeitsverweigerung wirkt sich nicht nur auf die Produktivität aus, sondern kann auch zu Spannungen und Demotivation im Team führen. Wer seinen eigenen Aufgaben und Verantwortungen nicht verlässlich nachkommt, halst sie anderen auf.
Typen von „faulen“ Kolleg*innen #
Beschreibung des Verhaltens | Wie gegenwirken? |
Gibt sich als zu unwissend, um Aufgaben zu erledigen | Klare Erwartungen formulieren, gezielte Nachfragen stellen, Schulungsbedarf identifizieren und beheben |
Wirkt permanent überlastet, liefert aber kaum Ergebnisse | Transparente Aufgabenverteilung, Prioritäten klären, Output statt subjektiven Stress bewerten |
„Vergisst“ Aufgaben oder reagiert erst in letzter Minute | Aufgaben schriftlich festhalten, Deadlines setzen und erinnern, ggf. Tools zur Selbstorganisation einführen |
Lehnt Aufgaben konsequent mit scheinbar nachvollziehbaren Gründen ab | Hintergründe prüfen, Flexibilität aufzeigen, klare Verantwortlichkeiten schaffen |
Plant Meetings, Urlaube etc. so, dass kritische Aufgaben vermieden werden | Frühzeitig planen, Abstimmprozesse verbessern, kritische Termine klar markieren und dokumentieren |
Warum kommen faule Kollegen trotzdem voran? #
Es klingt paradox, doch in vielen Unternehmen scheinen faule Kollegen dennoch Karriere zu machen. Woran liegt das?
✨ Selbstmarketing schlägt Leistung: Wer sich gut präsentieren kann, punktet oft mehr als jemand, der im Hintergrund still mitarbeitet. Faule Kolleg*innen wissen oft genau, wann und wie sie sich in Szene setzen müssen, um ausreichend sichtbar zu sein.
👀 Wahrnehmung statt Fakten: Führungskräfte haben nicht immer den vollen Überblick über alle Arbeitsprozesse. Wer sich regelmäßig meldet, Meetings dominiert oder schnelle Teilergebnisse präsentiert, wirkt oft produktiver, als er oder sie tatsächlich ist.
🤝 Netzwerk: Beziehungen im Unternehmen spielen eine große Rolle. Kolleg*innen, die sich gut jenseits der eigenen Hierarchieebene vernetzt haben, erhalten mitunter mehr Rückendeckung oder werden bei Chancen eher berücksichtigt – unabhängig von der tatsächlichen Leistung.
Was tun, wenn ich selbst merke: Ich bin (gerade) „faul“? #
Nicht nur Kolleg*innen fallen durch Inaktivität auf – manchmal merkt man selbst, dass man im Arbeitsalltag nur noch das Nötigste erledigt, Aufgaben meidet oder ständig nach Ausreden sucht.
👉 Wichtig: Das macht dich nicht automatisch zu einem schlechten Menschen oder schlechtem Mitarbeitenden. Es ist vielmehr ein Signal zur ehrlichen Selbstreflexion.
„'Faulheit' ist oft keine Charakterschwäche, sondern ein Hinweis darauf, dass etwas nicht (mehr) passt. Wer sich ehrlich reflektiert, kann gezielt gegensteuern.“
Mögliche Ursachen für „Faulheit“ #
Als Kolleg*in oder Führungskraft sollte man sich nicht dazu hinreißen
lassen, die „Faulheit“ automatisch auf Bequemlichkeit zu schieben. Es
gibt viele Gründe, die hinter einer spürbaren Leistungsabnahme stecken
können. Dazu zählen:
Motivationsverlust: Fehlende Anerkennung oder Perspektiven.
Überforderung: Zu hohe Anforderungen oder mangelnde Ressourcen.
Private Belastungen: Familiäre oder gesundheitliche Probleme
Unklare Aufgabenverteilung: Fehlende Struktur oder Kommunikation im Team
Tipps gegen „Faulheit“ #
Handlungsempfehlung | Ergebnis |
Selbstreflexion | Finde heraus, warum du demotiviert oder passiv bist. |
Feedback einholen | Frage Kolleg*innen oder deine Führungskraft nach ihrer Wahrnehmung. |
Ziele (neu) setzen | Kleine, erreichbare Schritte schaffen Fokus und Motivation. |
Tagesstruktur überarbeiten | Plane bewusst produktive Phasen & Pausen. |
Aufgaben priorisieren | Vermeide Überforderung durch klare Reihenfolge. |
Job-Routine aufbrechen | Wechsle Perspektiven, Aufgabenbereiche oder Arbeitsorte |
Gespräch mit Führungskraft | Sprich offen über Herausforderungen und bitte ggf. um Unterstützung. |
Professionelle Hilfe suchen | Coaching, Supervision oder psychologische Beratung in Erwägung ziehen. |
Job wechseln | Demotivation ist häufig ein Zeichen, dass es Zeit ist für einen Jobwechsel |
Negative Auswirkungen auf das Team #
Wenn eine Mitarbeiter*in Aufgaben nicht oder schlampig erledigt, hat das nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit eines Unternehmens. Das gesamte Team wird dadurch negativ beeinflusst, zum Beispiel durch:
Mehrbelastung: Engagierte Kolleg*innen müssen zusätzliche Aufgaben übernehmen, um Produktivitätseinbußen zu kompensieren.
Demotivation: Wenn Faulheit keine Konsequenzen nach sich zieht, kann es zu Ungerechtigkeitsempfinden kommen, was wiederum die Moral nach unten zieht.
Konflikte: Eskaliert die Situation, kommt es aufgrund von Spannungen und Unzufriedenheit im Team potenziell zu offen ausgetragenen Konflikten.
Produktivitätsverlust: Aufgaben, die nicht rechtzeitig erledigt werden, führen bei Abhängigkeiten zu weiteren Verzögerungen und Qualitätsmängel.
Strategien im Umgang mit „faulen“ Kolleg*innen #
Tipp
Vermeintliche Faulheit kann viele Ursachen haben – Kommunikation, Empathie und Struktur sind der Schlüssel, um Probleme im Team frühzeitig zu lösen.
Sowohl Vorgesetzte als auch Kolleg*innen sind in der Verantwortung, langfristige Vermeidungstendenzen nicht zu tolerieren.
Für Teammitglieder #
Wenn du das Gefühl hast, dass eine Kolleg*in dauerhaft zu wenig beiträgt, kann das frustrierend und belastend sein. Wichtig ist, nicht vorschnell zu urteilen, aber dennoch deine eigenen Grenzen zu wahren. Mit der richtigen Mischung aus Selbstschutz, Dialogbereitschaft und Dokumentation kannst du konstruktiv mit der Situation umgehen – ohne dich selbst zu überfordern oder ungerecht behandeln zu lassen.
Hier sind vier Tipps, wie du reagieren kannst, wenn Kolleg*innen Arbeit auf dich abwälzen:
Grenzen setzen: Klar kommunizieren, welche Aufgaben übernommen werden können und welche nicht.
Dokumentation: Eigene und zusätzliche Aufgaben festhalten.
Gespräch suchen: Offen und respektvoll das Verhalten ansprechen.
Vorgesetzte informieren: Bei anhaltenden Problemen das Gespräch mit der Führungskraft suchen.
Für Führungskräfte #
Klare Erwartungen: Transparente Kommunikation von Aufgaben und Verantwortlichkeiten.
Feedback geben: Regelmäßige Rückmeldungen zur Leistung, beispielsweise im 1:1.
Unterstützung anbieten: Bei Bedarf Ressourcen oder Schulungen bereitstellen.
Konsequenzen aufzeigen: Bei wiederholtem Fehlverhalten Maßnahmen ergreifen.
FAQs: Faulheit im Team #
Woran erkenne ich, ob Kolleg*innen wirklich faul sind oder einfach überfordert?
Meistens ist es eine Mischung aus Beobachtung und Gespräch: Wer regelmäßig Aufgaben vermeidet, aber in anderen Bereichen aktiv ist, zeigt möglicherweise gezielte Arbeitsvermeidung.
Was tun, wenn Gespräche mit der Person nichts bringen?
In solchen Fällen sollte das Gespräch mit der Führungskraft gesucht und die Situation sachlich geschildert werden.
Wie spreche ich faule Kolleg*innen konstruktiv an?
Formuliere Ich-Botschaften statt Vorwürfen (z. B. „Ich habe den Eindruck, dass..."), bleibe sachlich und vermeide Schuldzuweisungen.
Kann man Faulheit „verlernen"?
Ja. Oft hilft Feedback, ein klarer Rahmen oder die Wiederentdeckung von Sinn und Verantwortung in der Arbeit.
Wie finde ich heraus, ob ich selbst faul bin?
Wenn du dich oft schuldig fühlst, prokrastinierst oder Aufgaben permanent vor dir herschiebst, lohnt sich eine ehrliche Selbstreflexion.
Hilft Strenge gegen Faulheit?
Nicht unbedingt. Empathie, klare Kommunikation und Konsequenz wirken oft nachhaltiger als Druck.