Zeitausgleich: Frauen können Technik und Führung
Die Frage nach der Rolle von Frauen in Führungspositionen und technischen Berufen ist heute aktueller denn je. Es geht nicht nur um Gleichstellung, sondern auch um die Anerkennung und Förderung des Potenzials, das Frauen in diesen Bereichen mitbringen.
Erfolge, Herausforderungen und Potenziale #
In einem spannenden Gespräch mit Gertrude Schatzdorfer-Wölfel, Geschäftsführerin des Familienunternehmens Schatzdorfer Gerätebau, und Petra Hums, CFO bei den Wiener Linien, tauchen wir im Rahmen des neuen Video-Podcasts Zeitausgleich tief in diese Thematik ein und entdecken inspirierende Perspektiven, Erfahrungen und Lösungsansätze.
Warum braucht es überhaupt eine Podcast-Folge mit dem Titel „Frauen können Technik und Führung“? Sollte diese Aussage in der heutigen Zeit nicht bereits selbstverständlich sein?
„Es ist immer wieder spannend, die Fragen, die da kommen: Wie geht es euch zu dritt, als drei Frauen? Und wo ich mir denke, was soll das? Wir sind genauso Profis, wie jeder andere und eine Männer-Geschäftsführung würde man auch nicht fragen: wie geht’s euch drei Männern miteinander?“
Frauenanteil an technischen Berufen in Österreich #
Fakt ist, dass der Frauenanteil an technischen Berufen in Österreich zwischen 15 und 30 Prozent liegt, je nachdem welche Berufsgruppen man heranzieht (Quelle: L&R Sozialforschung 2021). Es sind jedoch genau diese Berufe, die an Bedeutung zunehmen werden. Wir können es uns nicht leisten fast die Hälfte der österreichischen Arbeitskraft nicht entsprechend auch in technischen Branchen einzusetzen. Dieser Anteil muss sich auch durch alle Ebenen im Unternehmen ziehen.
Ländervergleich: Bachelorabschlüsse in MINT-Fächern #
Besonders der Vergleich zu anderen europäischen Ländern zeigt, dass Österreich in puncto Frauen in der Technik noch einiges aufzuholen hat. Allein anhand des Frauenanteils von Bachelorabschlüsse in MINT-Fächern zeigt sich das ganz deutlich (Quelle: Eurostat Datenbank 2020):
- Österreich und Deutschland haben 22 Prozent Bachelorabschlüsse in MINT-Fächern.
- Der EU-Durchschnitt liegt bei 32 Prozent.
- In Schweden, Estland, Polen und Griechenland sind 40 oder mehr Prozent der MINT-Abschlüsse von Frauen.
Genau aus diesem Grund ist eine Diskussion zum Thema Frauen und Technik nach wie vor in Österreich aktuell.
Herausforderungen in männlich geprägten Branchen #
Frauenanteil bei Schatzdorfer Gerätebau
Über alle Bereiche (im Büro, Lager, beim Programmieren, sowie bei allen technisch-handwerklichen Tätigkeiten) liegt der Frauenanteil bei Schatzdorfer Gerätebau bei 25 Prozent.
Beide Frauen haben in Branchen Fuß gefasst, die traditionell von Männern dominiert wurden. Gertrude Schatzdorfer-Wölfel reflektiert über die Vorurteile, die Frauen in Führungspositionen begegnen, die sie auch besonders persönlich gemacht hat. Es war ihr bewusst, dass wenn ihr Vater einen Sohn hätte, dann hätte dieser das Familienunternehmen übernommen.
Es sind genau diese Hindernisse, die mit traditionellen Denkmustern und Geschlechterstereotypen verbunden sind, die in Österreich weiterhin stark verankert sind.
„Wenn ein Sohn da gewesen wäre, wäre die Qualifikation nie zur Diskussion gestanden. Alleine die Tatsache, dass es ein Bub gewesen wäre, hätte ihn dafür prädestiniert, das Unternehmen zu übernehmen.“
Frauenanteil bei den Wiener Linien
Bei den Führungsebenen 1-3 haben die Wiener Linien einen 40-prozentigen Frauenanteil. Über das gesamte Unternehmen liegt der Frauenanteil bei 16 Prozent.
Im Laufe des Podcast-Gesprächs wird jedoch immer wieder das Potenzial von Frauen in technischen Berufen und die wichtige Rolle, die Frauen in der Technik spielen können, betont. Dafür werden auch zahlreiche Beispiele aus der Praxis genannt.
Ein Plädoyer für mehr weibliche Vorbilder #
Beide Frauen haben eine unkonventionelle Karriere, die von der Pädagogik zur Unternehmensführung führte. Getrude Schatzdorfer-Wölfel ist ausgebildete Kindergartenpädagogin, während Petra Hums die Ausbildung als Wirtschaftspädagogin abgeschlossen hat. Beide stimmen überein: Mehr weibliche Vorbilder sind dringend erforderlich, um das Interesse von Frauen an technischen Berufen zu wecken. Sie betonen, dass Frauen genauso fähig sind wie Männer, Technik zu beherrschen, und dass die Diversität der Geschlechter eine Bereicherung darstellt.
„Ja, Frauen können Technik. Ja, Frauen können Führen und das wirklich gut. Sie machen es anders als Männer und das ist die große Bereicherung.“
Gleichstellung und Bildung als Schlüssel #
Die Gesprächspartnerinnen sind sich einig, dass es noch viel zu tun gibt, um die Gleichstellung von Frauen in technischen Berufen zu erreichen. Bildung und Erziehung spielen eine entscheidende Rolle, um bereits früh das Interesse von Mädchen für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zu wecken. Es geht darum, Stereotype zu überwinden und junge Frauen dazu zu ermutigen, technische Berufe zu ergreifen.
„Man merkt, dass wir den Fokus in den Schulen nicht wirklich in Richtung Technik legen. Es gelingt einfach viel zu selten, junge Mädchen zu motivieren und das Interesse zu wecken.“
Ein Weg zur Vereinbarkeit #
Es reicht nicht, dass man einfach nur theoretisch über Vereinbarkeit spricht. Hier werden klare Zeichen benötigt und das Bewusstsein für die Sichtbarkeit dieser Rollenaufteilungen.
„Wir sagen immer noch Mutter-Kind-Pass, warum nicht Eltern-Pass? Ich verwehre mich dagegen, dass Frauen nicht arbeiten gehen können, weil sie sich um die Kinderbetreuung kümmern müssen. Kindererziehung ist keine Frauenarbeit, sondern eine Elternarbeit!“
Ein besonders interessanter Aspekt des Podcast-Gesprächs ist die Diskussion über Teilzeit-Führungskräfte (Top-Sharing). Petra Hums und Gertrude Schatzdorfer-Wölfel sehen in dieser Möglichkeit eine Lösung für die Balance zwischen beruflichen und persönlichen Verpflichtungen. Sie sind sich einig, dass es nicht nur um Frauen geht, sondern um eine generelle Flexibilisierung von Führungspositionen. Unternehmen müssen entsprechende Strukturen schaffen, um die Herausforderungen, die mit Teilzeit-Führungskräften verbunden sind, erfolgreich zu bewältigen.
Frauenquote als Impuls für Veränderung #
Frauenquote in Zahlen
Der im März 2023 veröffentlichte Bericht der Arbeiterkammer "Frauen.Management.Report 2023" zeigt, dass ohne verbindliche Zielvorgaben nur langsame Fortschritte zu verzeichnen sind. Beispielsweise waren 2023 nur 25,5 Prozent der Aufsichtsratsmandate in den umsatzstärksten 200 Unternehmen von Frauen besetzt, in den Geschäftsführungen waren lediglich 10,5 Prozent Frauen vertreten.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der im Gespräch angesprochen wurde, ist die Frauenquote. Dieses Instrument wird kontrovers diskutiert, doch es kann eine bedeutende Rolle bei der Förderung von Frauen in Führungspositionen und technischen Berufen spielen. Die Gesprächspartnerinnen betonen, dass der Druck für Veränderungen noch nicht ausreichend ist, um eine ausgewogene Geschlechterverteilung in Unternehmen zu erreichen. Hier kann eine Quote als subtile Druckmethode dienen, um Fortschritte zu erzielen.
Die Diskussion über die Frauenquote dreht sich nicht nur um die Anzahl von Frauen in Führungspositionen, sondern auch um die Vielfalt und die unterschiedlichen Perspektiven, die sie mitbringen. Die Integration von Frauen in Entscheidungsgremien kann zu innovativeren Lösungen und einer ausgewogeneren Unternehmenskultur führen.
„Bei höheren Positionen muss beim Hearing eine Frau dabei sein. Das war am Anfang der Riesenaufschrei, aber mittlerweile ist das in den Köpfen drin und dann überlegen sich Männer auch etwas und dann spricht man Frauen an und überlegt sich schon im Vorfeld.“
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Frauenquote nicht das einzige Mittel zur Förderung von Frauen in Führungspositionen sein sollte. Sie kann zwar als Anfangsimpuls dienen, aber langfristige Veränderungen erfordern ein Umdenken in der Gesellschaft und in Unternehmen. Letztendlich geht es darum, Leistung und Qualität unabhängig vom Geschlecht zu bewerten und Frauen die gleichen Chancen zu bieten, ihre Karriereziele zu erreichen.
Mut, Selbstvertrauen und Veränderung #
Die Ratschläge, die Gertrude Schatzdorfer-Wölfel und Petra Hums jungen Frauen auf ihrem beruflichen Weg mitgeben, sind inspirierend und ermutigend. Sie betonen die Bedeutung von Selbstvertrauen, Mut und dem Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Beide Frauen ermuntern dazu, sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen einschränken zu lassen und den eigenen Weg zu gehen. Sie appellieren an junge Frauen, ihre Chancen zu ergreifen und sich in technischen Berufen zu engagieren.
Fazit #
Auf dem Weg zur Gleichstellung #
Das Gespräch mit Gertrude Schatzdorfer-Wölfel und Petra Hums verdeutlicht, dass Frauen in Führungspositionen und technischen Berufen einen wertvollen Beitrag leisten können. Es ist an der Zeit, Barrieren abzubauen und Frauen die gleichen Möglichkeiten zu bieten wie ihren männlichen Kollegen. Die Forderung nach mehr weiblichen Vorbildern, flexiblen Arbeitsmodellen und Bildungsinitiativen ist dringlicher denn je. Frauen können Führung und Technik – und sie sollten die Chance dazu haben. Lasst uns gemeinsam den Weg zur Gleichstellung gehen und eine inklusivere Arbeitswelt schaffen, in der das Geschlecht keine Rolle mehr spielt.
Direkt zur Podcast-Episode #
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Zustimmung gebenInhalte der Podcast-Episode #
Das sind die wichtigsten Themenpunkte, die im Video-Podcast zu hören sind:
- Selbstverständnis und Vielfalt in technischen Berufen und Führungspositionen:
- Notwendigkeit, das Interesse von Frauen an technischen Berufen zu steigern
- Frauen als gleichwertige Vertreterinnen in technischen und Führungspositionen
- Individuelle Karrierewege und Überwindung von Vorurteilen:
- Persönliche Laufbahnen von Petra Hums und Gertrude Schatzdorfer-Wölfel
- Herausforderungen, Vorurteile und Stereotypen in männlich dominierten Branchen zu überwinden
- Bedeutung von weiblichen Vorbildern für junge Frauen in technischen Berufen
- Gesellschaftliche Einflüsse auf Geschlechterrollen:
- Auswirkungen traditioneller Geschlechterrollen in der Gesellschaft
- Bedeutung von Bildungseinrichtungen und Eltern bei der Förderung von MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)
- Frauenquote und Veränderung:
- Kontroverse Diskussion um die Frauenquote
- Frauenquote als Impuls für Veränderungen in Unternehmen
- Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven durch Integration von Frauen in Entscheidungsgremien
- Flexibilität und Teilzeit in Führungspositionen:
- Herausforderungen von Frauen in Führungspositionen nach der Geburt von Kindern
- Notwendigkeit von passenden Organisationsstrukturen für Teilzeit-Führungskräfte
- Flexibilität am Arbeitsplatz als Schlüssel zur Steigerung der Mitarbeitendenzufriedenheit
- Die Bedeutung von Selbstvertrauen und Offenheit:
- Ermutigung, eigene Talente und Stärken zu erkennen und zu nutzen
- Wichtigkeit, nicht in traditionellen Geschlechterrollen beschränkt zu werden
- Aufforderung, mutig zu sein und Chancen zu ergreifen
- Gemeinsamer Weg zur Gleichstellung:
- Notwendigkeit des Engagements von Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Gesellschaft
- Integration von Frauen in technischen Berufen als Lösung für den Fachkräftemangel
- Vielfalt als Bereicherung für innovative Lösungen und Unternehmenskultur
- Schlussgedanken und Appell:
- Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Gespräch
- Aufforderung, Veränderungen voranzutreiben und eine inklusive Arbeitswelt zu schaffen
- Betonung der Bedeutung von Frauen in Führungspositionen und technischen Berufen für die Zukunft
Sarah Chlebowski
Content Managerin
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