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Vorbereitung aufs gehaltsgespraech

Warum du dich zu wenig aufs Gehaltsgespräch vorbereitest

Gehalt Erstellt am: 06. November 2019 8 Min.

Verhandelst du dein Gehalt regelmäßig und bekommst du dabei das, was du verdienen willst? Wahrscheinlich nicht, wenn man sich die Ergebnisse zweier Umfragen ansieht. Die Finanzexperten von FiP.S erklären uns, warum die meisten Angestellten sich zu wenig auf ihr Gehaltsgespräch vorbereiten und warum man dabei nicht (nur) auf Freunde, Familie und das Internet vertrauen sollte.

Vielleicht denkst du dir gerade: Der Artikel kommt einen Monat zu spät, das hätte ich VOR der Gehaltsverhandlung wissen müssen. Wenn dem so ist, keine Sorge. Die nächste kommt bestimmt! Vielleicht denkst du dir aber auch: Warum soll ich mich auf etwas vorbereiten, das es nicht gibt? Oder du glaubst, dass du sowieso keine Chance auf eine Gehaltserhöhung hast, egal wie gut du dich vorbereitest. Mit diesen Gedanken wärst du jedenfalls nicht allein, wie eine Umfrage von karriere.at zeigt.

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Basic Facts zur Gehaltsverhandlung #

Was du über Gehaltsverhandlungen unbedingt wissen solltest, bevor du weiterliest:

  • Einmal jährlich mit deiner bzw. deinem Vorgesetzten über dein Gehalt zu reden ist völlig legitim.
  • Trau dich ruhig, das Thema aktiv anzusprechen, zum Beispiel im Rahmen des Mitarbeitendengesprächs oder nach besonderen Erfolgen (Projektabschluss, Umsatzsteigerung ...).
  • Gute Argumente für Gehaltserhöhungen sind immer leistungsbezogen, nie privater Natur.
  • Je besser du deine Argumentation übst, umso besser wird es dir im Gehaltsgespräch gehen.
  • Totschlagargumente in der Gehaltsverhandlung musst du nicht einfach hinnehmen. Du kannst dich darauf vorbereiten und gute Gegenargumente vorbringen.

Ein Gehaltsgespräch will gut vorbereitet sein #

Die Finanzexperten von FiP.S haben sich noch umfassender dem Thema Gehaltsverhandlung gewidmet und eine Studie unter österreichischen Jungakademiker*innen durchgeführt. Die Ergebnisse sind ernüchternd – und auch dann lesenswert, wenn man weder jung noch Akademiker*in ist. CEO und Co-Founder Florian Märzendorfer berichtet uns über die Details und erklärt, warum gute Vorbereitung für Gehaltsverhandlungen ebenso wichtig ist wie für ein gutes Essen im Restaurant.

Ein Gastbeitrag von Florian Märzendorfer

Was hat eine Chefköch*in mit deinem Gehaltsgespräch zu tun? #

Hast du dich schon mal gefragt was der große Unterschied zwischen einer professionellen Köch*in und einer Hobbyköch*in ist? Dir fällt als erstes vielleicht die Ausbildung, Erfahrung und das Fachwissen ein. Doch eine Sache ist noch faszinierender.

Eine Chefköch*in bereitet seine Speisen nicht für ein oder zwei Personen vor. In einer Nacht zaubert er zwischen 40 und 300 Gerichte auf die Teller. Und trotz des hohen Volumens schmecken alle – zumindest in guten Restaurants. Wie schafft eine Köch*in das?

Das Geheimnis liegt in der Vorbereitung

Chefköch*innen stecken enorm viel Zeit in die richtige Vorbereitung. Sie machen sich keine Sorgen darüber, ob die Gerichte gut werden, denn das werden sie. WENN die Vorbereitung perfekt ist.

Für dein Gehaltsgespräch ist eine ähnlich gute und umfangreiche Vorbereitung notwendig #

Das unterscheidet die Profi-Verhandler*in von der Amateur*in. In unserem FiP.S Jungakademikermonitor (eine Studie rund um die Themen Karriere, Gehalt und Finanzen von Studierenden und Absolvent*innen im Alter von 20 bis 34 Jahren; kurz FiP.S-JAM genannt) haben wir das Thema Gehalt und Gehaltsverhandlung ebenfalls beleuchtet. Die Ergebnisse haben uns erstaunt und überrascht.

Starten wir zuerst mit der Frage…

Wie gut bzw. schlecht fühlst du dich auf ein Gehaltsgespräch vorbereitet?

Ein Drittel aller Befragten fühlt sich eher schlecht oder sehr schlecht auf ein Gehaltsgespräch vorbereitet. Ein weiteres Drittel fühlt sich nur teilweise vorbereitet. Bei den Geschlechtern zeigt sich ebenfalls ein Unterschied.

75 Prozent aller Frauen fühlen sich teilweise bis sehr schlecht vorbereitet und nur ein Viertel fühlt sich gut oder sehr gut vorbereitet. Das subjektive Empfinden bedeutet natürlich noch nicht, dass das Ergebnis der Verhandlung gut oder schlecht sein wird. Wir können allerdings davon ausgehen, dass das Gefühl der teilweisen oder schlechten Vorbereitung nicht unbedingt erfolgsförderlich ist.

Was sind die möglichen Gründe für das Gefühl, schlecht vorbereitet zu sein? #

Ein Gehaltsgespräch ist schlicht und ergreifend nicht einfach. Nehmen wir an, du bist Köch*in und musst einen Kugelfisch vorbereiten. In Japan ist der Kugelfisch (= Fugu) eine Delikatesse, aber er ist hochgiftig. Nur mit der richtigen Zubereitung wird er essbar. Köch*innen machen eine eigene Ausbildung, die ihnen das richtige System beibringt, um den Fugu zuzubereiten, ohne ihre Gäste zu vergiften.

Für die richtige Vorgehensweise bei der Gehaltsverhandlung brauchst du ebenfalls ein System. Du brauchst Training. Doch du wirst auch mit Training nervös sein und vielleicht sogar Angst haben, zumindest am Anfang. Japanische Köch*innen, die ihren ersten Kugelfisch servieren, fragen sich vermutlich in dem Moment, in dem ihr Gast den Fisch verspeist auch: Habe ich gerade jemanden vergiftet?

Doch die Kugelfisch-Köch*in hatte intensives Training. Sie*er hat geübt und hatte Anleitung. Im Grunde muss sie*er keine Angst mehr haben. Jetzt stellt sich die folgende Frage:

Woher holst du dir deine Informationen und Anleitungen für die Gehaltsverhandlung? #

Unser FiP.S-JAM hat gezeigt, dass die drei größten Infoquellen folgende sind:

  • Medien & Internet
  • Freund*innen, Studien- & Arbeitskolleg*innen
  • Eltern & Familie

Die restlichen Informationsquellen sind verschwindend gering (nur 7,2 Prozent holen sich professionelle Hilfe). Diese Informationsquellen bringen aber ein paar Probleme mit sich: Freund*innen, Arbeitskolleg*innen und die Familie sind im Großteil der Fälle ebenfalls keine Expert*innen beim Gehaltverhandeln. Ja, sie verhandeln ihr Gehalt vermutlich auch … aber sind sie deshalb Expert*innen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass du im Freundes-, Familien- und Bekanntenkreis eine absolute Top-Verhandler*in hast, ist nicht null, aber auch nicht besonders hoch. Die Wahrscheinlichkeit, dass dir die Person dann auch noch alles so beibringen kann, dass du es perfekt umsetzen kannst, geht realistischerweise dann doch Richtung Null.

Dann bleiben noch Medien & Internet

Hier kommt es natürlich stark auf deine Quellen an. 5 bis 10 Blogartikel zum Thema Gehalt verhandeln zu lesen, werden dir definitiv helfen, aber vielleicht ist es nicht ausreichend.

Egal welche Informationsquelle jemand gewählt hat, eine mitentscheidende Frage ist:

Wie lange bereitest du dich auf eine Gehaltsverhandlung vor? #

Dieses Thema haben wir ebenfalls in unserer Studie analysiert. Das Ergebnis war ernüchternd.

Diese Grafik zeigt, dass sich insgesamt 69 Prozent aller Uni- und FH-Absolvent*innen 60 Minuten oder weniger vorbereiten. Mehr als die Hälfte davon bereiten sich sogar 30 Minuten oder weniger vor. Das ist fast so, wie einen Boxkampf gegen Mike Tyson in seiner Glanzzeit zu vereinbaren und eine Stunde vor dem Kampf mit dem Training zu beginnen.

Anhand dieser Zahlen ist es völlig irrelevant, welche Informationsquellen verwendet werden. Es ist praktisch unmöglich, in dieser Zeit wirklich gut auf eine Verhandlung vorbereitet zu sein. 80 Prozent der Gehaltsverhandlung haben sich im Grunde schon VOR dem Gespräch entschieden. Da passt auch der Vergleich zu einem Boxkampf. Ich hab mal gelesen, dass Floyd Mayweather (einer der erfolgreichsten Boxer aller Zeiten) keine Probleme damit hat, direkt vor einem Kampf Gäste in seiner Umkleide zu haben. Er sagte dazu: „I’m either ready, or I’m not.” Er weiß in dem Moment, dass er alles getan hat, um top vorbereitet zu sein. So sollte es sich für dich auch bei der Gehaltsverhandlung anfühlen.

Vorgesetzte und Personaler*innen knocken dich nicht aus

Eine Gehaltsverhandlung sollte kein Kampf sein. Doch ohne die richtige Vorbereitung wird sie das häufig. Was dabei ausgeknockt wird, sind unsere Wünsche. Was manchmal am Ende angezählt am Boden liegt, ist unser Selbstvertrauen.

Vielleicht ist die Angst davor mit ein Grund für dieses Ergebnis … #

  • 51,5 Prozent aller 20 bis 34-jährigen Uni- und FH-Absolvent*innen planen aktuell NICHT, ihr Gehalt zu verhandeln.
  • 29,3 Prozent planen ihr Gehalt zu verhandeln, sind aber noch nicht aktiv geworden.

Betrachtet man nur die weiblichen Studienteilnehmerinnen, dann haben mehr als 60 Prozent aktuell NICHT vor, ihr Gehalt zu verhandeln.

Wenn du nur eine Sache aus diesem Artikel mitnimmst, dann lass es diese sein: Du solltest immer planen, dein Gehalt zu verhandeln.

Nein, das heißt nicht, dass du jeden Monat um eine Gehaltserhöhung bittest. Aber einmal im Jahr „offiziell“ über das Thema Gehaltsanpassung zu reden, sollte für dich Standard sein. Du musst nicht warten bis du befördert wirst, du musst nicht bereits drei Jahre im Job sein. Es ist völlig legitim, dass du jährlich verhandelst.

Hier endet übrigens auch der Vergleich mit einem Boxkampf. Denn gegen Mike Tyson oder Floyd Mayweather hast du im Boxen niemals eine Chance. Egal wie viel du trainierst. Das ist beim Thema Gehalt völlig anders. Je mehr du das trainierst, worauf’s ankommt, desto besser wirst du abschneiden.

„By failing to prepare, you are preparing to fail.“

Benjamin Franklin

In Teil II dieses Artikels sehen wir uns weitere Ergebnisse aus dem FiP.S-JAM an. Unter anderem werden wir die größten persönlichen Herausforderungen bei der Gehaltsverhandlung, besprechen, was alles verhandelbar ist und wieso das Leben kein Disney-Film ist.

Wenn du bereits jetzt deine Chancen auf die nächste Gehaltserhöhung vergrößern willst und mit deinem Training beginnen möchtest, dann kannst du dir in der Zwischenzeit den Fahrplan zur (fast) garantierten Gehaltserhöhung downloaden, inkl. der 5 Schritte zur Gehaltserhöhung und 3 der häufigsten Gegenargumente + die richtige Antwort darauf.

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Hier findest du eine umfassende Übersicht über die wichtigsten Aspekte von Gehaltsverhandlungen mit Links zu spezifischen Artikeln zu Verhandlungstipps, Gehaltsvergleichen und vieles mehr.


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