Gender Gap(s) zum Weltfrauentag – die größten Lücken erklärt
Der Internationale Frauentag jährt sich am 8. März 2024 zum 113. Mal. Seit 1911 hat sich für Frauen in Österreich zwar vieles verbessert, trotzdem fehlt noch einiges zur Gleichstellung von Frauen und Männern. Das zeigt sich konkret anhand von diversen Zahlen zum Gender Gap. Wir listen die wichtigsten Lücken zwischen den Geschlechtern auf und zeigen damit den Aufholbedarf in der Gleichstellung zwischen den Geschlechtern:
Gender Pay Gap: Lohnunterschied besteht weiterhin #
Der Einkommensunterschied zwischen ganzjährig vollzeitbeschäftigten Frauen und Männer liegt in Österreich bei 18,8 Prozent (im EU-Durchschnitt liegt dieser bei 12,7 Prozent) (Quelle: Statistik Austria 2023).
Der Wert der unbezahlten Arbeit beträgt 2022 19,54 Milliarden Euro - das entspricht rund 19 Prozent des Wiener Bruttoregionalprodukts (Quelle). 3,5 Stunden (210 Minuten) pro Tag verbringen Frauen und Mädchen durchschnittlich mit unbezahlter Arbeit.
Gründe und weitere Erklärungen zum Gender Pay Gap:
In einer Umfrage gaben 43 Prozent der karriere.at User*innen an, dass erwerbstätige Frauen ihrer Meinung nach vor allem bei der Bezahlung den größten Nachteil haben. Befragt wurden insgesamt 501 Personen.
Für einen chancengleichen Arbeitsmarkt #
Hier sind alle Zahlen und Fakten zu Arbeitszeit, Gehalt und Jobsuche von Frauen, dir karriere.at in Umfragen und in repräsentativen Studien im letzten Jahr (Stand 2023) ermittelt hat.
Equal Pay Day: Visualisierung des Einkommensunterschieds #
Der Gender Gap wird mit dem Equal Pay Day visualisiert. Der fiel 2024 auf den 14. Februar. Das entspricht 45 Arbeitstagen, die Frauen im Vergleich zu Männern seit dem Neujahr kostenlos arbeiten. Mit anderen Worten werden Frauen jedes achte Jahr nicht für ihre Arbeit entlohnt (Quelle: equal-pay-day.at). Der Equal Pay Day findet nicht nur im Frühjahr, sondern auch im Herbst statt. In Wien arbeiten Frau statistisch gesehen ab dem 22. November 2024 bis zum Jahresende gratis.
Gender Taschengeld Gap: Finanzielle Benachteiligung zwischen Buben und Mädchen #
Die finanzielle Benachteiligung von Frauen findet bereits in jungen Jahren statt. 2020 hat die Bawag gemeinsam mit dem Bankenverband eine Umfrage veröffentlicht, die zeigt, dass Buben durchschnittlich circa 41 Euro pro Monat erhalten. Mädchen bekommen dagegen 34 Euro, um 7 Euro bzw. 10 Prozent weniger. Gender Lifetime Earnings Gap: je mehr Kinder, desto größer das Lebenseinkommensgefälle
Der Gender Pay Gap hat zahlreiche Auswirkungen. So hat das das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung festgestellt, dass für die Generation 1964 bis 1972 ein geschlechtsspezifisches Lebenseinkommensgefälle von 51,5 Prozent besteht, welches mit der Anzahl von Kindern steigt: Von 17,8 Prozent bei kinderlosen Frauen bis zu 68 Prozent für Mütter mit drei oder mehr Kindern.
Gender Pension Gap: Altersarmut ist weiblich #
Equal Pension Day
Der Equal Pension Day visualisiert den Unterschied in der Pensionshöhe zwischen Männern und Frauen. Obwohl es starke regionale Unterschiede gibt, fiel der Equal Pension Day 2022 für ganz Österreich auf den 3. August. Das ist der Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten, wie Frauen bis zum Jahresende.
Frauen in Österreich bekommen um 40,5 Prozent weniger Pension als Männer (Stand: 2024). Die durchschnittliche Pensionshöhe von Frauen liegt 2023 bei 1.285 Euro - Männer bekommen im Vergleich 2.162 Euro. Das sind ca. 900 Euro mehr. Die Pension für Frauen liegt damit unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.392 Euro für einen Einpersonenhaushalt (Stand 2024). Damit sind Frauen viel stärker von Altersarmut betroffen – um genau zu sein dreimal häufiger als Männer.
„Frauen sind dreimal häufiger von Altersarmut betroffen als Männer.“
Der Gender Pension Gap ist nach Bundesland unterschiedlich groß. Während die größte Ungleichheit in der Pensionshöhe in Vorarlberg mit 47 Prozent herrscht, verzeichnet Wien mit 30 Prozent den kleinsten Unterschied (Quelle: Volkshilfe).
Gender Investment Gap: Geld investieren ist zum größten Teil in Männerhänden #
Der Gender Investment Gap beschreibt die Differenz zwischen den Geschlechtern beim Investieren. N26 AG hat 2022 Investor*innen und Nichtinvestor*innen in Österreich, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien befragt. In der Studie wurde festgestellt, dass Frauen 29 Prozent weniger als Männer investieren. Interessanterweise investieren Österreicherinnen im Vergleich zu anderen Europäerinnen am meisten: im Durchschnitt 999,37 Euro ihres monatlichen Einkommens. Zum Vergleich liegt der Durchschnitt der anderen europäischen Frauen bei 857,52 Euro. Spannend ist auch, dass Frauen weniger risikobereit sind. Sie bevorzugen langfristige Sicherheit anstelle von kurzfristigem Gewinn.
Gender Funding Gap: Schwierigkeiten der Finanzierung von weiblichen Start-ups #
Der Report "Female Start-ups & Investing", den das Gründerzentrum der Wirtschaftsuniversität Wien im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft 2022 erstellt hat, zeigt, dass Österreich mit 36 Prozent den höchsten Anteil an Female Start-ups in der EU hat. Soweit die gute Nachricht. Die gravierenden Unterschiede liegen jedoch in der Finanzierung.
„Nur jeder neunte investierte Euro geht an ein Start-up mit zumindest einer weiblichen Gründerin.“
Die Ursachen für das Gender Funding Gap sind vielfältig. Vor allem ist es ein Unconscious Bias bei Investitionsentscheidungen. Stereotype Zuschreibungen führen dazu, dass Investorinnen mit anderen Fragen als männliche Investoren zu tun haben. Während die Fragen an Männer tendenziell unterstützender sind, werden Frauen viel häufiger in eine defensive Position gedrängt. Verstärkt wird das durch den männlich dominierten Venture-Capital Fonds: Fast 80 Prozent der europäischen Venture-Capital Fonds werden von rein männlichen Partnerteams geführt. In Österreich liegt der Wert sogar bei 95 Prozent.
Gender Wealth Gap: Zusammenfassung der finanziellen Diskrepanzen #
Es ist nicht überraschend, dass alle unterschiedlichen Lücken rund um den Gender Pay Gap zu einem geringeren Vermögen für Frauen führen.
Der Wealth Equity Index von WTW und dem Weltwirtschaftsforum (WEF) betrachtet die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern im Laufe des Lebens und versucht, das Ausmaß der geschlechtsspezifischen Vermögensunterschiede für eine Auswahl von Ländern weltweit zu quantifizieren. Dem Wealth Equity Index zufolge besitzen Frauen im Ruhestand weltweit zwischen 60 und 90 Prozent des Vermögens von Männern. In Deutschland zum Vergleich beträgt die Lücke 76 Prozent.
Sarah Chlebowski
Content Managerin
Mehr erfahren