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RecruitingErstellt am:
18. Dezember 2024202412186 Min.6 Min.
Wie hat sich die Rolle der Recruiter*in in den vergangenen Jahren verändert? Welchen Stellenwert und welche Aufgabe haben Personalverantwortliche heute in Unternehmen? Diese und weitere Fragen beantwortet Andreja Oladeinde, Chief People Officer bei karriere.at, im Interview.
Andreja Oladeinde: Die strategische Rolle des Personalbereichs wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Konkret bedeutet das für mich, nicht nur die Unternehmensstrategie aktiv mitzugestalten, sondern auch die Umsetzung zur Zielerreichung maßgeblich zu unterstützen. Gerade im Hinblick auf die digitale Transformation inklusive des Einsatzes von KI sehe ich uns hier in einer Schlüsselfunktion, um eine Unternehmenskultur zu fördern und zu etablieren, die nicht nur modern, sondern auch anpassungsfähig für zukünftige Herausforderungen ist.
Der bereits verstärkte Einsatz von KI und People Analytics, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen, Prozesse zu optimieren und zu automatisieren, ist eine Chance, Fokusthemen zu identifizieren und sich verstärkt strategischen Aufgaben und Zukunftsthemen zu widmen.
Ganz wichtig ist es auch, lebenslanges Lernen in der Unternehmenskultur zu etablieren. Damit meine ich nicht nur, die Mitarbeiter*innen auf die digitalen Anforderungen vorzubereiten, sondern insbesondere Resilienz zu entwickeln. Resilienz ist das A und O, damit unsere Mitarbeiter*innen Veränderungen positiv meistern und mit den bevorstehenden Herausforderungen gut umgehen können.
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Der Begriff „Recruiter*in“ wird zunehmend von „People
Manager*in“ oder Talent Acquisition Manager*in“ abgelöst. Inwiefern
reflektieren diese neuen Titel die tatsächlichen Veränderungen im
Aufgabenbereich?
Andreja Oladeinde: Der Begriff Talent Acquisition
spiegelt zunehmend die veränderte Arbeitsmarktsituation der letzten
Jahre wider. Der Fachkräftemangel in vielen Berufssparten hat gezeigt,
wie wichtig eine positive Candidate Experience ist, um sich von
Mitbewerber*innen abzuheben. Dabei erhalten Talente nicht nur einen
Einblick in den Job an sich, sondern in den gesamten Employee Lifecycle.
Dazu zählt schon lange nicht mehr nur das Onboarding,
sondern bereits im Bewerbungsverfahren einen authentischen Einblick,
wie unsere bestehenden Mitarbeiter*innen die Employee Experience bei
karriere.at empfinden, zu transportieren.
„Personalverantwortliche sollten eine Unternehmenskultur fördern und etablieren, die nicht nur modern, sondern auch anpassungsfähig für zukünftige Herausforderungen ist.“
Welchen Stellenwert hat die Positon der Recruiter*in heute im Vergleich zu früher, insbesondere im Hinblick auf strategische Unternehmensziele und Unternehmensentscheidungen?
Andreja Oladeinde: Damit strategische Unternehmensziele erreicht bzw. Unternehmensentscheidungen umgesetzt werden können, müssen die erforderlichen personellen Kompetenzen rechtzeitig an Bord sein. Einerseits geschieht dies natürlich durch die interne Weiterentwicklung des bestehenden Teams, andererseits müssen bestimmte Kompetenzen auch von außen ins Unternehmen geholt werden.
Die Rolle der Recruiter*in hat durch den Mangel an Fachkräften und Kandidat*innen einen deutlich höheren strategischen Stellenwert als früher, da sie nicht mehr nur operativ Stellen nachbesetzt, sondern aktiv zur Erreichung der Unternehmensziele beiträgt. Das bedeutet, dass das Recruiting viel früher eingebunden werden muss und sich vom reaktiven Auftragsempfänger zum strategischen Partner hinsichtlich der Erreichbarkeit der Unternehmensziele entwickelt hat.
Die Arbeitsmarktexpertise der Recruiter*innen muss in die geplante Besetzung von Schlüsselpositionen einfließen, die für die Erreichung der Unternehmensziele relevant sind. Ohne das Commitment des Recruiting-Teams können Unternehmensziele, die auf der Gewinnung konkreter Talente basieren, nicht erreicht werden.
Kurzum: Recruiter*innen agieren zunehmend als strategische Partner*innen des Managements und gestalten die langfristige Talentstrategie mit.
„Recruiter*innen agieren zunehmend als strategische Partner*innen des Managements und gestalten die langfristige Talentstrategie mit.“
Welche neuen Kompetenzen und Fähigkeiten brauchen Recruiter*innen heute, die vor fünf oder zehn Jahren noch nicht nötig waren?
Andreja Oladeinde: Recruiter*innen benötigen heute deutlich mehr technologische Kompetenzen, insbesondere im Umgang mit KI-basierten Tools, welche Datenanalysen und Automatisierung, um den Recruiting-Prozess effizient zu gestalten. Darüber hinaus sind strategisches Denken und Kenntnisse im Employer Branding essenziell, um die Arbeitgebermarke zu stärken und gezielt Talente anzuziehen.
Ein Verständnis für Diversity & Inclusion, um nicht nur Minderheiten anzusprechen, sondern auch ein attraktiver Arbeitgeber zu sein sowie die kulturelle Passung von Kandidat*innen sind wichtiger denn je. Kommunikationsstärke und digitales Networking, etwa über soziale Medien und Plattformen sind ebenfalls zentrale Anforderungen.
Eine starke Arbeitgebermarke ist das wirksamste Mittel, um das Interesse von Talenten zu wecken. Dafür braucht es eine Employer Branding Strategie. Wie diese zustande kommt, erklären wir Schritt für Schritt.
Wie wird sich die Rolle der Recruiter*in künftig entwickeln? Welche Trends siehst du auf Recruiter*innen zukommen?
Andreja Oladeinde: Die Rolle der Recruiter*in wird
sich weiter in Richtung strategischer Talentberatung entwickeln, mit
einem stärkeren Fokus auf datengetriebenes Recruiting und KI-gestützte
Analysen zur Talentprognose. Fachkräftemangel und globales Recruiting
werden die Notwendigkeit erhöhen, internationale Talentmärkte zu
verstehen und dafür virtuelle Auswahlprozesse zu optimieren.
Zudem wird
die Förderung von Diversität und Inklusion weiter an Bedeutung gewinnen
und damit auch der Fähigkeit, die Arbeitgeberattraktivität für
Kandidat*innen aus Minderheiten zu steigern, wird eine elementare Rolle
spielen. Dabei werden Recruiter*innen auch zunehmend als Change Agents
agieren müssen, um zum Beispiel Inklusion zu neuen Talenten aus bisher nicht
vertretenen Minoritäten zu gewährleisten.
Allgemein kann man sagen, dass
sie durch ihre Arbeitsmarktexpertise dazu beitragen werden
Personalstrategien aktiv an neue Arbeitswelten und technologische
Entwicklungen anzupassen.
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Andreja Oladeinde ist Spezialistin für Personalstrategie, Employee
Experience, Change Management, DEIB (Diversity, Equity, Inclusion and
Belonging) und Organisationsentwicklung. Sie verfügt über fast 20 Jahre
Berufserfahrung und war zuletzt beim IT-Unternehmen Anyline als Chief
People und Culture Officer tätig. In Ihrer Rolle als Chief People
Officer bei karriere.at entwickelt Andreja die Personalstrategie laufend
weiter, stärkt den Auftritt von karriere.at als Arbeitgeber und treibt
das Thema DEIB als Grundpfeiler der Unternehmenswerte voran.
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