Inklusive Sprache in Stelleninseraten
Inklusivität und Diversität gewinnen im Arbeitskontext zunehmend an Bedeutung. In diesem Artikel erfährst du, wie geschlechtergerechte und einfache Sprache sowie die Betonung von Vielfalt und Barrierefreiheit die Recruiting-Erfolge in deinem Unternehmen steigern können.
Die Rolle der inklusiven Sprache #
Neben der Bildsprache spielt auch die Wahl der Worte in Stelleninseraten eine zentrale Rolle. Inklusive Sprache hilft, Diskriminierung und Ausgrenzung zu vermeiden und signalisiert, dass das Unternehmen alle Bewerbenden wertschätzt und respektiert. Der Pool an potenziellen Kandidat*innen kann durch eine bewusste Kommunikation vergrößert werden, was die Erfolgschancen im Recruiting erhöht.
Geschlechtergerechte Sprache #
Verwende geschlechtergerechte Formulierungen, um sowohl Männer als auch Frauen anzusprechen. Das können zum einen geschlechtsneutrale Bezeichnungen sein, oder du entscheidest dich, zu gendern.
Beispiele für geschlechtergerechte Sprache:
- Pflegefachkraft statt Krankenschwester
- Ärzt*in statt Arzt
- Projektleitung statt Projektleiter
Einfache Sprache #
Klar verständliche und einfache Sprache ist für alle zugänglich. Die Verwendung von einfacher Sprache kommt Menschen mit Lernschwierigkeiten, geistiger Behinderung oder Leseschwäche zugute sowie jenen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Bei einfacher Sprache besteht der Text aus kurzen Sätzen und einfachen Wörtern. Bilder und Symbole machen den Inhalt noch verständlicher.
Was macht einfache Sprache aus? #
- Kurze Sätze: Sätze sollten nicht länger als 8 bis 12 Wörter sein.
- Einfache Wörter: Verwende bekannte, leicht verständliche Wörter. Fachbegriffe und Fremdwörter sollten vermieden oder erklärt werden.
- Aktive Sprache: Nutze die aktive statt der passiven Form, um den Text direkter und klarer zu gestalten.
- Keine Metaphern und Idiome: Vermeide bildhafte Sprache und Redewendungen, die wörtlich schwer verständlich sind.
- Klarer Satzbau: Verwende einfache Satzstrukturen und vermeide Schachtelsätze.
- Konkrete statt abstrakte Begriffe: Verwende konkrete Begriffe, die leicht vorstellbar sind.
- Einfache Grammatik: Vermeide komplexe grammatikalische Strukturen, wie Konjunktiv oder verschachtelte Nebensätze.
- Direkte Anrede: Sprich den Leser direkt an („du“ statt „man“).
- Positive Sprache: Nutze positive Formulierungen und vermeide doppelte Verneinungen.
- Zahlen ausschreiben: Schreibe Zahlen von eins bis zwölf aus, größere Zahlen kannst du als Ziffern schreiben.
- Absätze und Aufzählungen: Verwende kurze Absätze und Listen zur besseren Übersichtlichkeit.
- Bilder und Symbole: Ergänze den Text durch unterstützende Bilder, Piktogramme oder Symbole.
- Große Schrift und deutliche Typografie: Nutze eine gut lesbare Schriftgröße und einen klaren, gut strukturierten Schriftsatz.
- Klare Überschriften: Verwende aussagekräftige und leicht verständliche Überschriften und Zwischenüberschriften.
- Wiederholungen und Zusammenfassungen: Wiederhole wichtige Informationen und fasse wesentliche Punkte am Ende eines Textabschnitts zusammen.
- Tests durch Zielgruppen: Lass die Texte von Menschen, die auf einfache Sprache angewiesen sind, testen und gib Feedback ein.
Beispiel für einfache Sprache in einem Stelleninserat #
Vorher:
Marketing Manager*in
Unser dynamisches Unternehmen sucht einen engagierten Marketing Manager*in, die unser Team unterstützt. Zu Ihren Hauptaufgaben gehören die Entwicklung und Umsetzung von Marketingstrategien, die Planung und Durchführung von Werbekampagnen sowie die Analyse von Markttrends. Sie sollten über ein abgeschlossenes Studium im Bereich Marketing oder eine vergleichbare Qualifikation verfügen und bereits Berufserfahrung gesammelt haben. Kreativität, Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit sind uns besonders wichtig. Wir bieten Ihnen ein attraktives Gehalt, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, in einem innovativen Umfeld zu arbeiten.
Dieser Text ist nicht durch Aufzählungspunkte oder Absätze strukturiert, weshalb er potenziell schwieriger zu lesen ist. Zudem sind die Sätze teilweise etwas zu lang. Aufgaben mittels Nomen zu beschreiben, macht den Text unnötig sperrig.
Nachher:
Marketing Manager*in
Unser Unternehmen sucht eine Person, die im Marketing arbeitet. Ihre Aufgaben sind:
- Marketingpläne entwickeln und umsetzen
- Werbekampagnen planen und durchführen
- Markttrends beobachten und analysieren
Sie sollten ein Studium im Marketing oder eine ähnliche Ausbildung haben und schon in diesem Bereich gearbeitet haben. Kreativität, gute Kommunikation und Teamarbeit sind uns sehr wichtig. Wir bieten Ihnen:
- Ein attraktives Gehalt
- Flexible Arbeitszeiten
- Arbeit in einem innovativen Umfeld
Das freut das Auge: Der Text ist mithilfe von Aufzählungspunkten gegliedert und ist somit viel einfacher zu erfassen. Die Sätze sind prägnant und die Aufgaben werden mittels Verben beschrieben, was auch zum besseren Verständnis beiträgt.
„Ein ansprechendes Stelleninserat ist mittels Aufzählungspunkten und Absätzen gegliedert.“
Betonung von Vielfalt und Inklusion #
Mach deutlich, dass Vielfalt und Inklusion wichtige Werte des Unternehmens sind. Folgenden Text inkludieren wir bei karriere.at in unsere Inserate, wenn wir neue Mitarbeitende suchen:
- Wir fördern Initiativen für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration, um einen Arbeitsplatz zu schaffen, der individuelle Unterschiede und Perspektiven wertschätzt. Daher liegt es uns besonders am Herzen, dass unsere Stellenanzeigen alle Menschen ansprechen – egal ob männlich, weiblich, trans, inter, divers, offen oder nicht-binär. Wir freuen uns auf alle zukünftigen Mitarbeitenden. Wir legen bei Bewerbungen keinen Wert auf ein Foto oder dein Geburtsdatum, da für uns ausschließlich deine Qualifikationen und Erfahrungen zählen.
Eine andere Variante:
- Wir schätzen Vielfalt und setzen uns für Chancengleichheit ein. Unabhängig von Geschlecht, Alter, ethnischer Herkunft, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung sind alle Bewerbungen bei uns herzlich willkommen.
Barrierefreiheit #
Ein Stelleninserat sollte für alle Menschen und Screenreader
erfassbar sein.
- Menschen mit Sehbehinderung können Texte oder Formularfelder schlecht erkennen, wenn der Kontrast bzw. die Farbwahl nicht optimal ist.
- Gehörlose bzw. schwerhörige Menschen können Videos nicht nutzen, wenn sie keine Untertitel enthalten.
- Blinde Menschen benötigen eine textliche Beschreibung von Bildern, Formularen und Buttons.
Anforderungen und Qualifikationen #
Viele Jobsuchende bewerben sich nicht auf eine Stelle, wenn sie nicht alle Anforderungen in Bezug auf Kenntnisse und Fähigkeiten erfüllen. Um die Bewerber*innen-Anzahl zu erhöhen, kann es helfen, bei den Qualifikationen zwischen Muss und Kann zu unterscheiden.
Überlege: Weche Fähigkeiten sind unbedingt für den Job notwendig? Welche sind wünschenswert, aber keine Dealbreaker, wenn sie nicht vorhanden sind?
Ich habe ein Beispiel anhand einer Stelle als Projektmanager*in verfasst:
Unbedingt notwendige Kenntnisse und Fähigkeiten:
- Abgeschlossenes Studium im Bereich Betriebswirtschaft, Ingenieurwesen, Informatik oder eine vergleichbare Qualifikation
- Mehrjährige Berufserfahrung im Projektmanagement
- Fundierte Kenntnisse in der Anwendung von Projektmanagement-Methoden und -Tools (z.B. JIRA, Trello)
- Ausgeprägte organisatorische Fähigkeiten und eine strukturierte Arbeitsweise
- Hervorragende Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten
- Fähigkeit, mehrere Projekte gleichzeitig zu managen und Prioritäten zu setzen
- Verhandlungssichere Deutsch- und Englischkenntnisse
Nice to have:
- Zertifizierungen im Projektmanagement (z.B. PMP, PRINCE2, Scrum Master)
- Erfahrung in der Leitung von interdisziplinären und internationalen Teams
- Kenntnisse in agilen Methoden (z.B. Scrum, Kanban)
Umsetzung in der Praxis #
Die Umsetzung dieser Prinzipien erfordert bewusste Planung und Engagement. Hier sind einige Schritte, um eine inklusive und diverse Bildsprache und Sprache in Stelleninseraten zu gewährleisten:
- Analyse der aktuellen Stelleninserate: Überprüfe die aktuellen Stelleninserate und Marketingmaterialien auf Diversität und Inklusion. Identifiziere Aspekte, die noch verbessert werden können.
- Zusammenarbeit mit Expert*innen: Hol dir Unterstützung und Input von externen Expert*innen, wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst. Das kann eine Unternehmensberatung oder Agentur, selbstständige Berater*in oder ein Verein sein.
- Schulung und Sensibilisierung: Schule das HR- und Marketingteam in den Themen Inklusion und Diversität, denn sie sind es, die das Unternehmen primär nach außen hin vertreten und sichtbar machen. Sensibilisierung für unbewusste Vorurteile und die Bedeutung einer inklusiven Bild- und Sprachgestaltung ist entscheidend.
- Regelmäßige Check-Ins: Überprüfe und optimiere regelmäßig deine Stelleninserate, um sicherzustellen, dass sie weiterhin deinen Zielen im Hinblick auf Inklusion und Diversität entsprechen.
Kostenlose Checkliste #
In Form einer Checkliste findest du die wichtigsten Punkte noch einmal zusammengefasst:
Checkliste: Inklusive Sprache im Stelleninserat
- 240731 Checkliste Inklusive Sprache Stelleninserat Datei herunterladen · 380 kb
Fazit #
Die Wahl der Worte in Stelleninseraten ist ein Instrument, um Inklusion und Diversität zu fördern. Durch die bewusste Nutzung inklusiver Sprache können Unternehmen sich für neue Zielgruppen öffnen, die bislang nicht angesprochen wurden. Das trägt aber nicht nur zu einer positiven Wahrnehmung bei potenziellen Bewerber*innen bei, sondern fördert auch eine offene und respektvolle Unternehmenskultur.
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Bianca Schedlberger
Content Managerin
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