Karrierevielfalt: Selbstständigkeit, Führung und Fachkompetenz
Eine Karriere ist oft nicht einfach eine lineare Aufwärtsbewegung auf einer Leiter, sondern vielmehr eine vielschichtige Entwicklung in verschiedene Richtungen.
In einem Interview mit Jonathan Moosheer wird diese Idee verdeutlicht, während er seine persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse teilt. Von der Selbstständigkeit über verschiedene berufliche Stationen bis hin zu Führungsposition und Fachkarriere zeigt sein Werdegang, wie vielfältig Karrierewege sein können und wie wichtig es ist, seine individuellen Interessen und Leidenschaften zu verfolgen.
„Ich glaube, eine generelle Zufriedenheit ist der Schlüssel zu einem angenehmeren und entspannteren Leben sowie die Fähigkeit, das Erreichte auch wertschätzen zu können, anstatt immer gleich zur nächsten Herausforderung überzugehen.“
Bedeutung von Karriere #
Was bedeutet Karriere für dich? #
Jonathan Moosheer: Karriere bedeutet für mich einen Beruf auszuüben, in dem ich gut bin, für den ich ein natürliches Interesse habe, wo ich etwas bewirken kann und am Ende des Monats auch genug Geld dafür bekomme, sodass ich mir im Alltag alles kaufen kann, was ich brauche und noch etwas zur Seite legen kann für größere Wünsche.
Was waren die prägendsten Stationen in deinem bisherigen Werdegang? #
Selbstständigkeit & Studium #
Jonathan Moosheer: Die erste prägende Station war sicherlich meine Selbstständigkeit, in die ich ungewöhnlich früh hineingerutscht bin. Sie entstand aus einem Nebenjob als IT-Supporter während meines Studiums. Mein Auftraggeber hat mir geraten, es als Einzelunternehmer zu versuchen - ich war sehr skeptisch und hatte keine Ahnung davon, aber ein Freund, der in einer Steuerberatungskanzlei gearbeitet hat, hat mich dann dazu motiviert und mir angeboten, mir bei den organisatorischen Hürden zu helfen.
Aus dem Einzelunternehmen entwickelte sich in Zusammenarbeit mit zwei Kollegen eine Offene Gesellschaft (OG), bei der wir auch eine Person anstellten. Das Ganze lief neben dem Studium der Medizinischen Informatik, wobei ich sicherlich 3 Tage die Woche voll gearbeitet habe. Das hat sich auch entsprechend auf meine Studiendauer ausgewirkt.
Vollzeitanstellung #
Jonathan Moosheer: Der Wechsel von der Selbständigkeit in die erste feste Vollzeitstelle war dann der nächste Schritt. Dies war vor allem durch den Abschluss meines Studiums bedingt, nach welchem ich auf der Suche nach einer etwas qualifizierteren und fachlich relevanteren Tätigkeit war, obwohl das zunächst finanziell sogar ein Rückschritt war. Aus dem Wunsch heraus, mich voll und ganz auf die neue Herausforderung konzentrieren zu können und auch um Komplikationen mit dem neuen Arbeitgeber zu vermeiden, habe ich damals meine Gesellschaftertätigkeit in der OG zur Gänze aufgegeben und damit einen kompletten Neuanfang gewagt.
Führungsverantwortung #
Jonathan Moosheer: Der nächste Schritt war dann die Übernahme von Führungsverantwortung. Das habe ich eigentlich nicht konkret angestrebt oder verfolgt, aber mein damaliger Chef hat mich sehr gefördert und motiviert und mich schließlich überzeugt, es zu versuchen. Am Anfang war es noch mit viel Unterstützung und einer „kleinen“ Gruppenleitungsverantwortung, im Laufe der Zeit und nach einigen Umstrukturierungen wurde daraus eine Abteilungsleitung.
Fachkarriere #
Jonathan Moosheer: Die vorläufig letzte große Veränderung war nun der Wechsel in eine rein fachliche Führungsrolle. Durch interne Umstrukturierungen stand ich vor der Wahl, ob ich mich in Zukunft auf Budget- und Personalverantwortung oder auf Fachprozesse und Strategie konzentrieren wollte. Hier fiel mir die Entscheidung nicht allzu schwer, ich habe immer die fachlichen Aspekte meiner Führungsrolle bevorzugt und bin mit mehr Interesse und Motivation an diese Aufgaben herangegangen.
Welche Formen von Weiterbildungen und Erfahrungen haben dir besonders bei der Entwicklung geholfen?
#
Jonathan Moosheer: Eine solide Basis mit dem Studium war sicherlich Voraussetzung sowohl für die Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen als auch für meine persönliche Entwicklung. Aber wie es in der Praxis wirklich läuft und worauf es ankommt, habe ich natürlich erst im Job gelernt und war immer motiviert, auch etwas über meine Aufgaben hinaus anzupacken und mich auch dort einzubringen, wo andere vielleicht schon lieber nach Hause gegangen wären oder sich nicht mehr Aufgaben als unbedingt nötig haben geben lassen.
Darüber hinaus ist es gerade in der IT-Branche unerlässlich, auch in der Freizeit und mit persönlichem Interesse „am Ball“ zu bleiben und viel zu lesen oder auch auszuprobieren, was neue Technologien und Trends betrifft. Das ist nicht immer sofort beruflich verwertbar, ermöglicht aber eine ständige Weiterentwicklung und Aktualisierung des Wissens, um auch da und dort Entscheidungen zu treffen oder Weichen zu stellen, wo man sich ohne diese breite Beschäftigung vielleicht schwerer getan hätte.
Ratschläge #
Wie gehst du mit Rückschlägen um? #
Jonathan Moosheer: Rückschläge sind natürlich nicht schön, aber ich habe mir hier eine Art „mentalen Rückzugsort“ geschaffen. Jedes Mal, wenn ich mir ein Karriereziel gesetzt habe und es auch erreichen konnte, habe ich mir gesagt, jetzt kann ich eigentlich ganz zufrieden sein. Wenn dann das nächste Ziel nicht erreichbar ist, kann ich mich darauf besinnen, dass ich schon so viel erreicht habe, dass ich zufrieden sein kann und alles andere nur noch „nice to have“ ist. Ich glaube, eine generelle Zufriedenheit ist der Schlüssel zu einem angenehmeren und entspannteren Leben und die Fähigkeit, das Erreichte auch wertschätzen zu können, anstatt immer gleich zur nächsten Herausforderung überzugehen.
Welche Fähigkeiten sind in deiner aktuellen Position besonders hilfreich? #
Jonathan Moosheer: Erfahrung, analytisches Denken, Domänenwissen und Vernetzung im Unternehmen sind sicher sehr hilfreiche Fähigkeiten in meiner aktuellen Position.
Welche Ratschläge würdest du jungen Fachleuten geben, die sich in einer sich ständig verändernden beruflichen Landschaft zurechtfinden wollen? #
Jonathan Moosheer: Wenn das fachliche Interesse über die reine Berufsausübung hinaus vorhanden ist und man eine Leidenschaft dafür hat, die einen auch durch weniger gute Zeiten tragen kann, dann denke ich, ist man gut in der Lage, Veränderungen nicht nur mitzumachen, sondern an vorderster Front mitzugestalten.
Zur Person #
Jonathan Moosheer ist derzeit als Fachmanager für Softwareentwicklung bei der AGES - Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit tätig. Mit seiner Laufbahn von 11 Jahren bei AGES hat er sich durch verschiedene Rollen weiterentwickelt, angefangen vom Gruppen- zu Abteilungsleiter und schließlich zum Fachmanager. Neben seinem Studium der Medizinischen Informatik arbeitete er zuerst als Einzelunternehmer und drei Jahre später als Gesellschafter einer OG.
Sarah Chlebowski
Content Managerin
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