Auswirkungen von KI auf den österreichischen Arbeitsmarkt
Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde, doch wie sieht es mit der Realität in den österreichischen Unternehmen aus? Georg Konjovic spricht mit Arbeitsrechtsexpertin Katharina Körber-Risak und Ars Electronica Direktor Gerfried Stocker über das Potenzial und die Risiken von KI in Bezug auf den österreichischen Arbeitsmarkt.
Künstliche Intelligenz (KI)
Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ wurde erstmals in den 1950er Jahren geprägt, die Ideen und Konzepte, die der KI zugrunde liegen, sind jedoch schon älter.
Seit einem Jahr zeigt ChatGPT, wie KI unser Leben und Arbeiten verändern kann. Egal ob im Gasthaus oder auf der letzten Konferenz, branchenübergreifend setzt man sich mit KI auseinander. In einer Presseaussendung des österreichischen Bundesministeriums für Finanzen wird das Potenzial von künstlicher Intelligenz in Zahlen ausgedrückt: rund 7 Mrd. Euro mehr Wertschöpfung kann der Einsatz von KI in Österreich bis 20235 bringen (ots.at am 26. Oktober 2023).
„Die eigentliche transformative Kraft einer Technologie kommt immer dann zur Geltung, wenn sie wirklich ein Massenphänomen wird.“
Wie sieht der aktuelle Einsatz von KI in österreichischen Unternehmen aus? #
Georg Konjovic weist im Podcast auf eine aktuelle Studie von Frauenhofer Austria hin. Darin geht hervor, dass es momentan ein Umsatzgefälle zwischen den befragten Großunternehmen und Klein- und Mittelunternehmen in Österreich gibt. 65 Prozent der Unternehmen geben an, dass KI-Technologien momentan für sie irrelevant sind.
Katharina Körber-Risak kommentiert die Studien Resultate mit einem Beispiel aus dem Arbeitsrecht. In Office 365 werden KI-basierte Technologien genutzt. Das hat zur Folge, dass zahlreiche Betriebsräte entsprechende Betriebsvereinbarungen einfordern. Es stellt sich die Frage, ob Regulierungen bei Anwendungen, die bereits seit langer Zeit eingesetzt werden, sinnvoll sind. Das Thema, wie KI-Technologien im Unternehmen genutzt werden sollen, muss auf Geschäftsebene beschlossen werden:
„Es ist einfach ein Chef*innen-Thema. Es ist etwas, was auf die Geschäftsführungsebene gehoben gehört und wo man, wenn man nicht schon die Infrastruktur hat, irgendjemanden auch dafür abstellen sollte, der sich mal explizit mit dem Thema vordergründig beschäftigt und eben an die Geschäftsführung reported.“
Es ist essenziell, dass Entscheidungsträger*innen ein Grundverständnis für KI-Technologien entwickeln, um die Chancen und Risiken angemessen einschätzen zu können.
AI Literacy – die Kompetenz, mit KI-Technologien umgehen zu können #
Aufklärung, Informationsvermittlung und Nachqualifikation sind unerlässlich, um die Risiken von KI zu minimieren und die Chancen optimal zu nutzen. Zum Beispiel wird ChatGPT fälschlicherweise aufgrund seiner menschenähnlichen Rhetorik als Expertensystem angesehen. Die Gefahr besteht darin, KI-Systemen zu viel Vertrauen zu schenken und zu glauben, dass sie wie eine Enzyklopädie gesicherte Informationen liefern.
„Wir haben eine Intransparenz in diesen Systemen, die enorm ist. Wenn ihr Auto nach Europa importiert wird, dann muss die Materialzusammensetzung der Scheibenbremsen fast auf die Moleküle genau deklariert werden. Bei all diesen KI-Systemen gibt es null Transparenz.“
Eine KI ist grundlegend anders als herkömmliche Computerprogramme und Menschen müssen lernen mit den Ergebnissen von KI-Systemen umzugehen:
„Bisher waren Schulungen im Technikbereich […] für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer darauf orientiert […], wie du mit dem Werkzeug umgehst. Wie setzt du das Werkzeug richtig ein? Was wir jetzt lernen müssen und kapieren müssen ist, wie man mit den Ergebnissen richtig umgehen kann.“
Zukunftskompetenzen in diesem Zusammenhang liegen nicht nur in spezifischen technischen Expertisen, sondern auch in der Fähigkeit, die leistungsfähigen Werkzeuge der KI zu verstehen und einzusetzen. Es werden Generalist*innen, Architekt*innen, Übersetzer*innen gesucht, die ein grundlegendes Verständnis für KI haben und diese holistisch denkend in einem Unternehmen einsetzen können.
Auswirkung von KI auf den österreichischen Arbeitsmarkt #
In Österreich und anderen Ländern steht der Arbeitsmarkt vor großen Herausforderungen, darunter Fachkräftemangel und der demografische Wandel, die bis 2050 zu einem Mangel an Arbeitskräften führen werden. Kann Künstliche Intelligenz eine Rolle spielen, um diese Lücken zu schließen?
Gerfried Stocker erinnert im Podcast-Gespräch daran, dass es entscheidend ist, wie die Gesellschaft auf KI reagiert. Es geht darum, ob Menschen bereit sind, für die angebotenen Arbeitsplätze Interesse zu zeigen. Die Einführung von KI in die Arbeitswelt kann Ängste hervorrufen, dass Technologie Arbeitsplätze ersetzen wird, was die Motivation, Kreativität und Innovation beeinträchtigen könnten. KI sollte nicht als Bedrohung, sondern als Partner in der Arbeit betrachtet werden.
„Die KI tut gar nichts, löst gar nichts. Wenn, dann können wir mit KI Dinge leisten und Probleme lösen.“
Katharina Körber-Risak weist darauf hin, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften durch KI-Anwendungen zunehmen wird. Die Lösung für den aktuellen Arbeitskräftemangel liegt daher ihrer Meinung nach in einer Erhöhung der Frauenerwerbsquote, der Unterstützung älterer und migrantischer Arbeitnehmer*innen und der Verbesserung der Kinderbetreuung.
Beide Gäste plädieren dafür KI nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als Partner in der Arbeit. Sie kann dazu beitragen, stressige und anstrengende Tätigkeiten zu erleichtern, wodurch Arbeitnehmende die Möglichkeit haben, produktivere und erfüllendere Aufgaben zu übernehmen.
„Da glaube ich, ist das Anwendungspotenzial riesig und ich denke aber, dass da die Unternehmen schneller sein werden in der Optimierung als die Politik.“
KI-Gesetz, Internationaler Wettbewerb uvm. #
Das gesamte Gespräch zwischen Georg Konjovic, Katharina Körber-Risak und Gerfried Stocker gibt es auf Zeitausgleich. Der Podcast zur Arbeitswelt in Österreich
Nicht nur zum Hören, sondern auch zu sehen #
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Sarah Chlebowski
Content Managerin
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