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Kollektivvertrag

Was regelt der Kollektivvertrag in Österreich?

Arbeitsrecht Aktualisiert am: 16. April 2024 4 Min.

Weder das Urlaubs- noch das Weihnachtsgeld oder jährliche Lohnerhöhungen sind in den Gesetzen verankert. Stattdessen werden diese und andere wichtige Regelungen zugunsten der Arbeitnehmer*innen jedes Jahr in Kollektivverträgen von den Gewerkschaften mit den Arbeitgebern ausgehandelt. Sie gelten für 98 Prozent der österreichischen Arbeitskräfte.

Was ist ein Kollektivvertrag? #

Kollektivverträge sind Vereinbarung, die Gewerkschaften jedes Jahr für alle Arbeitnehmer*innen einer Branche mit der Arbeitgeberseite (Wirtschaftskammer) aushandeln.

Sie regeln essenzielle Aspekte wie Arbeitszeit, Urlaubsanspruch, Lohnniveau und Kündigungsfristen. Ziel ist es, faire und gerechte Arbeitsbedingungen und einen Mindeststandard für Beschäftigte zu schaffen. Gleichzeitig soll die Machtverteilung zwischen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgebern ausgeglichen werden. Ein weiteres Ziel ist die Etablierung gleicher Wettbewerbsbedingungen zwischen den Unternehmen einer Branche.

Da Kollektivverträge häufig über gesetzliche Mindestanforderungen hinausgehen, bieten sie zusätzliche Vorteile. In Österreich gibt es aufgrund der hohen Abdeckung durch Kollektivverträge keinen gesetzlichen Mindestlohn.

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Kenne deinen Kollektivvertrag!

Im Idealfall ist dir vor dem Bewerbungsgespräch bekannt, welcher KV für dich gilt. Dadurch weißt du, welche Rahmenbedingungen in der Branche gelten und was du in puncto Gehalt erwarten kannst.

Was steht im Kollektivvertrag? #

Kollektivverträge stecken die Rahmenbedingungen von Arbeitsverhältnissen ab und regeln folgende Aspekte:

  1. Arbeitszeitregelung: Wöchentliche Arbeitszeit, Pausen, Schichtarbeit, Überstundenregelung
  2. Lohn- und Gehalt: Mindestlöhne, Gehaltsskalen, Zulagen, Prämien und Boni für Berufe oder Qualifikationsstufen
  3. Urlaub: Urlaubsanspruch, Urlaubsgeld, Sonderurlaub
  4. Kündigungsfristen: Fristen für Kündigung von Arbeitsverträgen seitens Arbeitgeber und Arbeitnehmer*in
  5. Sicherheit und Gesundheit: Sicherheitsrichtlinien, Schutzmaßnahmen, Regelungen für Umgang mit gefährlichen Stoffen
  6. Sozialleistungen: Betriebliche Zusatzleistungen wie Krankenversicherung, Altersvorsorge usw.
  7. Aus- und Weiterbildung: Weiterbildungen und Qualifizierungen
  8. Konfliktlösung: Verfahren zur Lösung von Streitpunkten z.B. durch Schlichtung oder Mediation
  9. Gewerkschaftsrechte: Rechte der Gewerkschaften und Betriebsräte
  10. Sonstiges: Je nach Branche, z.B. Regelungen für Reisekosten, Dienstreisen, branchenspezifische Zusatzleistungen
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Welcher Kollektivvertrag gilt für dich?

Der für dich gültige Kollektivvertrag ergibt sich aus der Branche, in der dein Arbeitgeber tätig ist. Wenn du als Developer*in für ein Handelsunternehmen arbeitest, gilt für dich der Kollektivvertrag für den Handel.

Sind die Beträge im Kollektivvertrag brutto oder netto? #

Die Löhne und Gehälter werden in Kollektivverträgen meistens brutto angeführt - also als Betrag vor Abzug der Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Wie viel netto am Ende des Monats übrig bleibt, lässt sich ganz einfach mit unserem Brutto-Netto-Rechner berechnen:

Unterschiede zwischen Kollektivverträgen #

In Österreich gibt es mehr als 800 Kollektivverträge, von denen über 450 von den Gewerkschaften jährlich verhandelt werden.

Zwischen den Kollektivverträgen selbst gibt es mitunter große Unterschiede. Der Grund dafür: Mitgliederstarke Gewerkschaften befinden sich in einer viel besseren Verhandlungsposition und verhandeln dementsprechend bessere Kollektivverträge. Ein Beispiel dafür ist die Metallindustrie, in der der Kollektivvertrag um einiges besser ist im Gastgewerbe.

Kollektivverträge im Überblick #

Alle Kollektivverträge können online kostenlos eingesehen werden, zum Beispiel auf kollektivvertrag.at.

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B schedlberger

Bianca Schedlberger
Content Managerin
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