Lücken im Lebenslauf
Die Lücke im Lebenslauf ist einer der meistgefürchteten Punkte in den Bewerbungsunterlagen. Und für viele Personalverantwortliche ist sie ein absolutes No-Go, wenn sie unkommentiert bleibt. Aber was tun mit ihr? Verschweigen, schönreden oder mit einer Lüge kaschieren? 5 Tipps, wie man souverän mit Lücken im Lebenslauf umgeht:
Mut zur Lücke? Im Lebenslauf besser nicht! Ob Studienabbruch, Kündigung oder Karenz – die wenigsten Lebensläufe kommen ohne Lücken aus. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Der Umgang mit ihnen ist deshalb nicht unkompliziert. Die einen versuchen, sie zu verschweigen, die anderen erfinden lieber Märchen. Das eine wie das andere ist problematisch und kann zu einem Rattenschwanz an negativen Konsequenzen führen. Damit die Lücke nicht zur Leerlauf-Phase wird, empfehlen wir dir Folgendes:
Finde heraus, ob es wirklich eine Lücke ist #
Ein Monat Pause zwischen zwei Jobs – ist das schon eine Lücke? Generell spricht man erst ab Zeiträumen über zwei Monaten von einer Lücke. Längere „blinde Flecken“ im Lebenslauf sind zwar kein Beinbruch, sollten aber argumentiert werden. Diese einfach unkommentiert zu lassen, gibt wilden Spekulationen nämlich viel Raum. Dabei solltest du dich allerdings kurz halten – für Details und weitere Fragen stehst du telefonisch oder persönlich beim Bewerbungsgespräch zur Verfügung.
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Zustimmung gebenAuszeit und Neuorientierung im Lebenslauf angeben #
Auch den Studienabbruch oder einen Berufswechsel kann man in der Bewerbung schlüssig begründen. Stichwort: Neuorientierung.
„Eine bewusste Auszeit kannst du ohne Bedenken anführen.“
Gerade Zeiten zwischen verschiedenen Lebensabschnitten wie nach der Matura, zwischen Wehr-/Zivildienst und Studienbeginn oder nach dem Studienabschluss sind beliebte Zeiten, um sich eine „Auszeit“ zu gönnen – oft verbunden mit längeren Auslandsaufenthalten. Solche redlich „verdienten“ Stationen können im Lebenslauf ohne größere Bedenken angeführt werden, vor allem wenn sie offensichtlichen Zusatznutzen und vertiefendes Wissen für das eigene Berufsbild geben (Sprachaufenthalte etc.).
Krankheitszeiten anführen: ehrlich aber nicht zu detailliert #
Nicht unter den Teppich kehren: Unverschuldete Kündigungen, Elternkarenz oder Krankheit. Was man preisgibt, liegt im eigenen Ermessen, aber die leere Spalte im Lebenslauf sollte gefüllt werden. Bei längerer Auszeit aufgrund von Krankheit reicht es beispielsweise "Krankheit" anzuführen, konkret muss man hier nicht werden.
Längere Krankheitsphasen, die eine geregelte Arbeit nicht zulassen, sollte man ebenfalls angeben, da auch diese auf lange Sicht nicht verborgen bleiben. Allerdings gilt hier ebenfalls: Nicht die konkrete Krankheit angeben, sondern als „längere Krankheit“ oder „Karriereunterbrechung aus gesundheitlichen Gründen“ anführen.
„„Längere Krankheit“ oder „Karriereunterbrechung aus gesundheitlichen Gründen“ reicht als Erklärung im Lebenslauf völlig aus.“
Sollte die Erkrankung im darauffolgenden Bewerbungsgespräch dann explizit angesprochen werden, müsst ihr nicht darauf eingehen und ihr habt besonders bei Krankheitsbildern wie Burnout oder Depressionen die Möglichkeit, diese aus eurer persönlichen Sicht darzulegen und zu erklären, welche Rahmenbedingungen es waren, die eure Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen haben.
Nicht lügen! #
Es gibt immer wieder findige Menschen, die ihre Berufserfahrung in Jahren angeben, um Leerläufe im Lebenslauf zu kaschieren. Davon raten wir allerdings ab, da Personaler recht schnell den Hintergrund wittern. In den aktuellen Standards für Lebensläufe im deutschsprachigen Raum ist es nämlich gang und gäbe, Jahr und Monat für alle „Lebensstationen“ anzugeben. Umso schneller werden natürlich auch Lücken ersichtlich.
Nur weil man ein paar „leere“ Monate im Bewerbungsverfahren nicht jedem auf die Nase binden möchte, sollte man nicht automatisch unehrlich werden. Lügen im Lebenslauf belasten und werden im fortschreitenden Bewerbungsprozess meist irgendwann aufgedeckt. Kommt man dem Lügner auf die Schliche, wird man ihm so schnell nicht mehr glauben.
Kündigung im Lebenslauf #
Du hast eine Lücke im Lebenslauf, weil du gekündigt wurdest? Hier ist zwischen selbst verschuldeter und fremd verschuldeter Kündigung zu unterscheiden.
Unverschuldete Kündigung im Lebenslauf argumentieren #
Generell gilt: Bei Lücken durch unverschuldete Kündigung immer den Grund anführen. Bist du beispielsweise aus einem Unternehmen ausgeschieden, weil der Arbeitgeber insolvent wurde, wird man dir das bestimmt nicht negativ auslegen.
Fällt die letzte Arbeitssuche in die Zeiten vergangener „Krisen“, so ist die Zeit ohne Job auch leichter argumentierbar. Das gilt gerade dann, wenn du bei einer bekannten Firma gearbeitet hast, die schließen musste, umstrukturiert wurde oder wo der Personal-Rotstift mit medialer Aufmerksamkeit angesetzt wurde.
Selbst verschuldete Kündigung im CV erklären #
Etwas mehr Fingerspitzen-Gefühl erfordert es, wenn du den Job aus eigenem Verschulden verloren hast und nicht, wie oben beschrieben, wegen wirtschaftlicher Zwänge des Unternehmens. Für die Bewerbung und den Lebenslauf bedeutet das: Schweigepflicht über Betriebs-Interna! Denn resultiert die Kündigung beispielsweise aus persönlichen Differenzen mit dem ehemaligen Chef, so schwingt für einen Personalverantwortlichen – selbst wenn ihr recht habt oder euch im Recht fühlt – stets eine Prise „Querkopf“ mit.
Kein Lästern über den Ex: Eigene Kündigungsgründe sachlich erklären #
Innerbetriebliche Spannungen, Mobbingvorwürfe und dergleichen solltest du im schriftlichen Lebenslauf keinesfalls anführen. Wenn du selbst gekündigt hast, kannst du im Bewerbungsgespräch natürlich erklären, welche Gründe du dafür hattest, bleib dabei aber immer sachlich. Ein schlichtes „Es hat für mich nicht gepasst“ oder „Ich habe mich nicht wohlgefühlt“ reichen als Erklärung aus.
„Verhalte dich professionell!“
Egal, ob du selbst den Schlussstrich gezogen hast oder gekündigt wurdest – wirst du im weiteren Bewerbungsprozess darauf angesprochen, solltest du jedenfalls Rechtfertigungen und Schuldzuweisungen an andere vermeiden. Das sieht schnell nach schlechtem Gewissen aus und wirkt immer negativ.
Wording ist alles #
Arbeitslos oder arbeitssuchend? Auch auf die Formulierung kommt es an! Eine Zeitspanne ohne Job kann jedem passieren – es zählt nur, wie man damit umgeht und diese argumentiert. Eine positive Formulierung kann in der Wahrnehmung einiges bewirken. Idealerweise zeigst du deinem potenziellen neuen Arbeitgeber auf, welchen Nutzen er davon hat:
- Du ziehst der Liebe wegen in eine andere Stadt und findest dort nicht gleich einen neuen Job? Das zeugt doch davon, dass du mit Flexibilität kein Problem hast!
- Du wechselst das Unternehmen, weil man dir keine zufriedenstellenden Zukunftsperspektiven einräumt? Das zeigt, dass du zielstrebig bist und weißt, was du willst.
- Die einjährige Weltreise beweist, dass du mit Herausforderungen umgehen und selbstständig arbeiten kannst.
Präsentiere dich in deinen Bewerbungsunterlagen so, wie du auf den Arbeitgeber wirken möchtest und argumentiere Lücken oder fehlende Kenntnisse vor allem beim persönlichen Gespräch mit Soft Skills, die andere Defizite wettmachen können.
„Unser Tipp: Positiv formulieren, aber die Dinge nicht zu rosa färben!“
Lücken im Lebenslauf mit Sinn füllen #
Bleibt man längere Zeit ohne Arbeit, sollte man diese Phase sinnvoll nutzen. Ob Praktikum, Workshop oder Sprachkurs zur Auffrischung – Weiterbildung ist immer ein heißer Tipp. Dabei beachten: Der Barkeeper-Kurs macht bestimmt Spaß, ist für zukünftige Arbeitgeber aber vermutlich weniger relevant (außer, du bewirbst dich im Gastronomie-Bereich …) Deshalb auch bei der Weiterbildung daran denken, was für die Karriere relevant sein könnte.
Weltreise bzw. „Auszeit“ #
Längere Reisen, die nicht in die „klassischen Auszeit-Zeiten“ fallen, sollte man jedenfalls angeben. Wirst du im Bewerbungsgespräch auf die Motivation dafür angesprochen, so gilt es auch hier, Diplomatie walten zu lassen: „Mich hat der Job schon so angekotzt und deshalb bin ich für drei Monate einfach abgehauen …“ besser ersetzen durch: „Die Phase meiner beruflichen Neuorientierung habe ich für diese Auslandsreise genützt, die schon lange ein Lebenstraum von mir war.“ – So vermittelst du der* Personalverantwortlichen, dass du deinen langjährigen Wunsch vernünftigerweise in eine Phase des beruflichen Stillstandes verlagert hast und nun mit neuer Kraft im Job durchstarten möchtest.
Expert*innen Meinung #
Was denken Recruiting Expert*innen zu Lücken im Lebenslauf? Wir haben uns umgehört:
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Zustimmung gebenDu willst mehr Infos zum Lebenslauf? #
Wenn du gerade dabei bist, deinen Lebenslauf auf Vordermann zu bringen, legen wir dir unseren Leitfaden zu diesem Thema ans Herz. Dort findest du alle Infos, die du brauchst.
Redaktion
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