Wie rassistisch ist Österreich am Arbeitsplatz?
Dieser Frage gehen Georg Konjovic gemeinsam mit Rita Isiba, Geschäftsführerin von ZARA - Zivilcourage & Anti-Rassismus-Arbeit, nach. Sie diskutieren über die verschiedenen Formen und Folgen von Rassismus, die Rolle von Diversität und Antirassismus in Unternehmen und die Möglichkeiten, die Arbeitswelt inklusiver und diskriminierungsfreier zu gestalten.
- Wie rassistisch ist Österreich am Arbeitsplatz?
- Was bedeutet Rassismus und wie können wir ihn erkennen und bekämpfen?
- Wie können wir uns für Diversität und Antirassismus in unseren Organisationen einsetzen?
In dieser Folge von Zeitausgleich, dem Podcast zur Arbeitswelt in Österreich, spricht Georg Konjovic, CEO von karriere.at, mit Rita Isiba, Geschäftsführerin von ZARA, Verein für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit.
Was ist Rassismus und wie äußert er sich am Arbeitsplatz? #
Rassismus betrifft Menschen aus verschiedenen ethnischen, religiösen oder kulturellen Gruppen, die von der Mehrheitsgesellschaft als anders oder minderwertig wahrgenommen werden. Rassismus kann sich in verschiedenen Formen äußern, wie zum Beispiel:
Mikroagressionen #
- Das sind kleine Sticheleien oder vermeintliche Komplimente, die die Zugehörigkeit oder Kompetenz einer Person infrage stellen, wie zum Beispiel: "Du sprichst aber gut Deutsch" oder "Du siehst gar nicht jüdisch aus".
Struktureller Rassismus: #
- Das ist die systematische Benachteiligung oder Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft, die sich in der Bildung, der Gesundheit, der Justiz oder der Politik widerspiegelt. Ein Beispiel dafür ist, dass Dermatolog*innen in Österreich nicht ausreichend für die Diagnose von verschiedenen Hautfarben ausgebildet werden.
Alltagsrassismus: #
- Das sind die rassistischen Vorfälle oder Diskriminierungen, die Menschen im privaten oder beruflichen Umfeld erleben, wie zum Beispiel bei der Wohnungssuche, bei der Bewerbung, bei der Beförderung oder bei der Behandlung von Kunden oder Kolleg*innen.
Rita Isiba betont, dass wir alle Rassismen in uns haben und dass es wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen und zu hinterfragen, was wir glauben oder sagen.
„'Du schaust nicht jüdisch aus.' Das hat einen rassistischen Ansatz, obwohl es vielleicht nicht so gemeint war. Aber da merkt man diese Voreingenommenheit und die Voreingenommenheit ist eine Brücke zu einem rassistischen Verhalten.“
Wie rassistisch ist Österreich im Vergleich zu anderen Ländern? #
Eine Studie der FRA - European Agency for Fundamental Rights aus dem Jahr 2023 mit dem Titel "Being Black in the EU" hat gezeigt, dass Österreich eines der Länder mit der höchsten Diskriminierungsrate von Menschen mit afrikanischer Abstammung ist. 67 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten fünf Jahren Diskriminierung erlebt zu haben, während der EU-Durchschnitt bei 26 Prozent lag.
Rita Isiba erklärt, dass diese Ergebnisse nicht nur auf die geringe Anzahl von Menschen mit dunkler Hautfarbe in Österreich zurückzuführen sind, sondern auch auf die mangelnde Anerkennung und Repräsentation von Menschen mit anderen Hintergründen in der Gesellschaft.
Diskriminierung von Frauen mit Migrationshintergrund
Die Johannes Kepler Universität hat 2016 eine Studie zur Diskriminierung von Migrant*innen am Arbeitsmarkt durchgeführt und eindeutig eine Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund im Bewerbungsprozess nachgewiesen (Quelle). Das Forschungsteam hat den Lebenslauf einer Person an Unternehmen verschickt. Die Qualifikationen blieben gleich, jedoch nicht der Name und das Bewerbungsfoto:
- Auf die Bewerbung mit einem typisch deutschen Namen (Sandra Bauer) führte in fast 19 Prozent der Fälle zu einer Einladung zum Vorstellungsgespräch.
- Die identische Bewerbung mit einem türkischen Namen (Meryem Öztürek) wurde in 13 Prozent der Fälle positiv beantwortet.
- Trug die türkische Bewerberin auf ihrem Bewerbungsfoto zusätzlich ein Kopftuch, sank die Quote der positiven Rückmeldungen auf 4 Prozent.
„Ich glaube, als Neuösterreicherin – das ist auch ein Begriff, den ich vor kurzem aufgeschnappt habe –, dass man sich damit noch auseinandersetzen muss, dass es mittlerweile eine andere Form von Österreichisch-sein oder Deutsch-sein gibt. Man kann auch Österreicher*in sein und ausschauen wie David Alaba oder wie ich.“
Was können Unternehmen tun, um Rassismus zu bekämpfen und Diversität zu fördern? #
Rita Isiba ist überzeugt, dass Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung einer inklusiven und diskriminierungsfreien Arbeitswelt spielen können. Sie gibt einige Tipps, wie Unternehmen das Thema Rassismus angehen und Diversität als Chance nutzen können:
Lösungsansätze
Tipps für Unternehmen, um Rassismus zu bekämpfen, Diskriminierung zu vermeiden als auch Diversität zu fördern, werden ausführlich mit praktischen Beispielen im Podcast besprochen. Hier geht's zur Folge in voller Länge: karriere.at/zeitausgleich
- Eine Diversitätsbeauftragte*n einstellen, die sich ausschließlich mit diesem Thema auseinandersetzt und andere dazu schult. Diese Person sollte in einer Führungsposition sein, um die Mission und die Werte der Organisation zu vermitteln und in jeder Abteilung mitzusprechen.
- Schulungen durchführen, wie man unvoreingenommen und diskriminierungsfrei ein Bewerbungsverfahren durchführen kann. Das kann zum Beispiel bedeuten, keine Fotos zu verlangen, keine Fragen nach der Herkunft zu stellen oder Bewerbungen zu anonymisieren.
- Auf die Repräsentation und Teilhabe von Menschen aus verschiedenen Gruppen in der Organisation achten, besonders in der Führungsebene. Das bedeutet nicht nur, Menschen aus diversen Hintergründen einzustellen, sondern auch, dass sie sich anerkannt und zugehörig fühlen.
- Externe Beratung oder Unterstützung in Anspruch nehmen, wenn nötig. Organisationen wie ZARA bieten Hilfe bei der Erstellung von Codes of Conduct, Richtlinien, Handbüchern oder Trainings an, die Antidiskriminierungsmaßnahmen einbringen und umsetzen.
Rita Isiba betont, dass Diversität nicht nur wirtschaftliche Vorteile bringt, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung ist.
„Diversität bringt Konflikt. Es ist so. Aber wenn man dann hinterfragt: 'Aber warum denkt sie so oder warum macht er das, dann kann man die Person besser verstehen und Brücken bauen, anstatt Differenzen zu identifizieren.'“
Fazit #
Rassismus ist ein ernstes und weit verbreitetes Problem in Österreichs Arbeitswelt, das Menschen aus verschiedenen Gruppen betrifft und negative Folgen für ihre Gesundheit, ihre Karriere und ihre Zufriedenheit hat. Um Rassismus zu bekämpfen und Diversität zu fördern, braucht es ein Bewusstsein, eine Haltung und eine Strategie von allen Beteiligten, besonders von den Entscheidungsträger*innen in Unternehmen. Rita Isiba von ZARA gibt wertvolle Einblicke und Tipps, wie Unternehmen sich für eine inklusive und diskriminierungsfreie Arbeitswelt einsetzen können. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, höre dir die Folge beim Podcast Zeitausgleich an.
Das gesamte Gespräch auf Video und Audio #
Video #
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Sarah Chlebowski
Content Managerin
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