
Sabbatical: Die berufliche Auszeit mit Perspektive
Ein Sabbatical ist mehr als nur eine längere Pause vom Job – es ist eine bewusste Entscheidung für persönliche Weiterentwicklung, Erholung oder neue Erfahrungen. Immer mehr Arbeitnehmende in Österreich nutzen diese Möglichkeit, um Kraft zu tanken oder sich neu zu orientieren. Doch bevor man den Ausstieg auf Zeit plant, sollten rechtliche, finanzielle und organisatorische Fragen geklärt werden.
Was ist ein Sabbatical? #
Ein Sabbatical bezeichnet einen befristeten Sonderurlaub, bei dem Arbeitnehmende für mehrere Wochen oder Monate aus dem Berufsleben aussteigen – meist ohne Gehaltsfortzahlung, aber mit einer Rückkehrgarantie in den alten Job.
Es gibt verschiedene Modelle, etwa das Ansparen von Überstunden oder Gehaltsverzicht über einen längeren Zeitraum, um die Auszeit zu finanzieren.
Sabbatical-Modelle #
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Sabbatical zu gestalten. Arbeitnehmende sind abhängig von der persönlichen Situation, dem Arbeitsvertrag und der Bereitschaft des Arbeitgebers. In der folgenden Tabelle findest du die gängigsten Modelle sowie eine kurze Beschreibung ihrer Funktionsweise:
Modell | Beschreibung |
Unbezahlter Urlaub | Die Arbeitnehmer*in nimmt für einen bestimmten Zeitraum unbezahlten Urlaub. Es erfolgt keine Gehaltszahlung, aber eine Rückkehrvereinbarung ist möglich. |
Zeitwertkonto/Lebensarbeitszeitkonto | Überstunden, Boni oder Gehaltsteile werden angespart und in Zeit umgewandelt. Diese Zeit wird später als Sabbatical „ausbezahlt“. |
Teilzeitmodell mit Vorarbeit | Über einen längeren Zeitraum wird mehr gearbeitet oder auf Gehalt verzichtet, um während der Auszeit weiter Gehalt zu erhalten. |
Pflegekarenz/Pflegeteilzeit | Ermöglicht Arbeitnehmenden die Freistellung zur Pflege naher Angehöriger. Sozialrechtlich abgesichert mit Rückkehrrecht. |
Familienzeitbonus | Väter können unmittelbar nach der Geburt eines Kindes für einen Monat freigestellt werden und erhalten einen staatlichen Bonus. |
Wer darf ein Sabbatical nehmen? #
In Österreich gibt es keinen Rechtsanspruch auf ein Sabbatical. Es muss individuell vom Arbeitgeber genehmigt werden. Gleichbehandlung sollte dabei immer an erster Stelle stehen. Nicht in allen Berufsgruppen ist ein Sabbatical möglich, deshalb steht es dem Arbeitgeber frei, die Möglichkeit dazu einzuschränken.
Rechtliche Grundlagen #
- Gesetzlicher Anspruch: Nein. Das Sabbatical wird basierend auf einer individuellen Vereinbarung genehmigt.
- Arbeitsrechtliche Absicherung: Ja. Das ist möglich über Vereinbarungen wie Bildungskarenz, Pflegefreistellung oder Zeitwertkonten.
- Sozialversicherung: Ob du sozialversichert bist, ist vom Modell abhängig. Bei der Bidlungskarenz besteht zum Beispiel weiterhin SV-Pflicht.
- Kündigungsschutz: Während des Sabbaticals besteht kein spezieller Kündigungsschutz.
- Rückkehrgarantie: Die musst du mit deinem Arbeitgeber schriftlich festhalten.
Frühzeitig planen
Beginne deine Planung am besten 6 bis 12 Monate im Voraus. Dadurch bleibt dir ausreichend Zeit für Abstimmungen, Finanzierung und Organisation.
Vorteile eines Sabbaticals #
Ein Sabbatical ist mehr als eine Auszeit und hält sowohl für Arbeitnehmende als auch Arbeitgeber eine Vielzahl an Vorteilen bereit.
Für Arbeitnehmende:
Persönlichkeitsentwicklung: Reisen, Lernen, soziales Engagement
Gesundheit und mentale Erholung: Burnout-Prävention, Stressabbau
Weiterbildung: Sprachkurse, Studien, Zertifikate
Neuorientierung: Zeit für Reflexion, Neuplanung der Karriere
Für Arbeitgeber:
Mitarbeiter*innenbindung: Sabbaticals signalisieren Wertschätzung
Organisationsentwicklung: Aufgaben können neu verteilt werden
Führungskräfteentwicklung: Nachwuchskräfte übernehmen temporär Verantwortung
Employer Branding: Sabbaticals sind ein Pluspunkt im Recruiting
Nachteile des Sabbaticals #
Natürlich ist eine längere Auszeit auch potenziell mit Nachteilen verbunden.
Für Arbeitnehmende:
- Keine Bezahlung: Du musst selbst für deine finanzielle Absicherung sorgen.
- Sozialversicherung: Eventuell bist du nicht versichert, wenn Förderungen nicht greifen.
- Rückkehr ungewiss: Deine Rolle im Unternehmen könnte sich während deiner Abwesenheit verändern.
- Karriereunterbrechung: Möglicherweise erfährst du dadurch Nachteile in deiner Karriereentwicklung.
Wichtige Überlegungen
Bevor du dich für ein Sabbatical entscheidest, solltest du dir über einige Punkte Gedanken machen:
- Hast du genügend Rücklagen?
- Unterstützt der Arbeitgeber dein Vorhaben?
- Welche Auswirkung hat die Auszeit auf deine Karriere?
Für Arbeitgeber:
- Personelle Engpässe: Gerade in kleinen Teams kann deine Abwesenheit zu Schwierigkeiten bei der Aufgabenverteilung führen.
- Hoher Planungsaufwand: Übergaben und Vertretungen müssen gut organisiert und geregelt sein.
- Wissenstransfer notwendig: Wenn du längere Zeit abwesend bist, besteht die Gefahr eines Know-How-Verlusts.
- Risiko der Abwanderung: Nicht immer kehren Mitarbeitende nach einem Sabbatical ins Unternehmen zurück.
Wie lange sollte ein Sabbatical dauern? #
Dauer | Verwendung |
1 bis 2 Monate | Kurzzeitige Erholung, Reisen, Familienzeit |
3 bis 6 Monate | Weiterbildung, Weltreise, soziales Projekt |
6 bis 12 Monate | Studiengänge, Pflege, längere Umbrüche |
Der richtige Zeitpunkt für ein Sabbatical #
Eine berufliche Auszeit sollte wohlüberlegt sein. Der perfekte Zeitpunkt hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Geeignete Zeitpunkte:
Nach einem größeren Projekt: Große Projekte sind Energieräuber. Lade deine Batterien bei einem Sabbatical wieder auf.
Vor einem Jobwechsel: Wenn du dich neu orientieren möchtest, kann eine berufliche Auszeit den Druck auf dich reduzieren und gibt dir Zeit, dich angemessen vorzubereiten.
Nach mehreren Berufsjahren: Wenn du schon länger im Berufsleben stehst, kann dir ein Sabbatical dabei helfen, deine Energie und Motivation zurückzugewinnen.
Bei familiären Veränderungen: Du musst dich um deine Kinder kümmern oder einen Angehörige*n betreuen? Auch dafür kann das Sabbatical genutzt werden.
Zur Weiterbildung: Nutze deine berufliche Auszeit, um in deine Entwicklung zu investieren.
Argumentation des Sabbaticals #
Wenn du dir in deinem Vorhaben sicher bist, solltest du frühestmöglich das Gespräch mit deiner Führungskraft suchen, um zu klären, ob und wie ein Sabbatical möglich ist. Hier ein paar Beispiele zur Argumentation:
Persönliche Weiterentwicklung
„Ich möchte mein Wissen im Bereich XY erweitern und während eines Sabbaticals an einem zertifizierten Kurs teilnehmen. Danach kann ich das neu erworbene Know-how direkt in unsere nächsten Projekte einbringen.“
Burnout-Prävention
„Ich arbeite seit vielen Jahren intensiv in meiner Rolle. Ein Sabbatical würde mir helfen, neue Energie zu tanken – und meine Motivation sowie Leistungsfähigkeit langfristig aufrechtzuerhalten.“
Perspektive für Kolleg*innen
„Ich plane eine frühzeitige Übergabe und kann Kolleg*innen einarbeiten. Das Sabbatical bietet somit auch intern Chancen zur Weiterentwicklung von Teammitgliedern.“
Vorbereitung auf das Sabbatical #
Damit du entspannt in dein Sabbatical starten kannst, musst du dich im Vorhinein gut vorbereiten. Hier eine kurze Checkliste für eine gelungene Auszeitsplanung:
✅ Gespräch mit dem Arbeitgeber
✅ Klärung der rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen
✅ Sabbatical-Modell wählen
✅ Schriftliche Vereinbarung treffen
✅ Projekte bzw. Übergaben planen
✅ Sozialversicherung prüfen
✅ Reise- oder Bildungsplanung durchführen
Workation statt Sabbatical #
Dein Arbeitgeber möchte kein Sabbatical genehmigen, aber du wünschst dir zumindest eine kurze Auszeit? Dann frage, ob du Urlaub und Arbeit in Form von Workation miteinander kombinieren darfst: