Reden ist Silber – Smalltalk ist Gold: Wie Sie viel sagen, nichts preisgeben und dabei noch charmant und unterhaltsam sind
Na super. Wieder einmal eine romantische Aufzugs-Fahrt mit dem Chef gewonnen. Nur er und Sie. Gratuliere. Was tun? Schweigen, auf den Boden starren und hoffen, dass die Minute möglichst schnell vergeht? Eine Möglichkeit, sicherlich aber nicht die beste. Dass aber gerade für Berufs-Neulinge der „kleine Plausch“ eine große Kunstform sein kann bei dem jede Menge Fettnäpfchen lauern, wird jeder Smalltalk-Neurotiker gern bestätigen. Zehn Tipps also, wie man sich eloquent und charmant gibt - ohne zu nerven.
Soll man oder doch nicht? Wirkt es peinlich, wenn man über das Wetter quascht? Warum verkommen Smalltalk-Versuche oft zur One-Man-Show?
Und: Gibt es Dinge, die man beim Thema Smalltalk besser lassen sollte? Ja, gibt es. Zehn Dos und Don’ts, an die Sie denken sollten, wenn Reden vielleicht Silber ist, Smalltalken aber Gold.
1. Smalltalk tut nicht weh #
Keine Angst vor Smalltalk! Niemand erwartet sich im Lift, beim Mittagessen oder im Wartezimmer des Betriebsarztes eine hochwertige, wissenschaftlich fundierte Grundlagendiskussion. Zwei oder mehrere Personen teilen eine Situation und wollen sich durch belangloses Plaudern einfach die Zeit verkürzen. Denn nichts ist peinlicher als minutenlanges, betretenes Schweigen – jeder fühlt sich plötzlich beobachtet, jedes Hüsteln scheint zuviel. Überwinden Sie sich und entschärfen die Situation. Ihr Gegenüber wird ihnen in den meisten Fällen dankbar sein. Das Wetter, Fußballergebnisse und der allmorgendliche Stau freuen oder ärgern fast jeden – also hat auch jeder was dazu zu sagen!
2. Smalltalk-Überfälle vermeiden #
Gelungene Konversation beruht immer darauf, dass beide Gesprächsteilneher eine solche auch wollen. Quasseln Sie also nicht schon beim Betreten des Lifts unaufgefordert los. Es könnte ja beispielsweise sein, dass Sie angesprochen werden oder dass Ihr Gegenüber genauso wenig Lust auf Konversation hat wie Sie. Dann kann gemeinsames Schweigen durchaus angenehm sein.
3. Gruß und Lächeln #
Was bei ernsthaften Konversationen gilt, ist beim Smalltalk umso wichtiger: Ein freundliches Gesicht, ein Gruß und eine offene Körpersprache. Wer offen wirkt, wird eher angesprochen und erspart sich dann die Denkleistung, womit man denn in einen Smalltalk einsteigen könnte. Und man bringt sich in die Position, auf Gesagtes reagieren zu können.
4. Nichts Vorspielen #
Wer ständig grinsend durch die Gänge wandelt und knapp davor ist, die Grünpflanzen zu grüßen, zeigt nicht sein offenes, interessiertes Wesen, sondern lediglich, dass er sich eine Maske übergestreift hat. Eine im Vergleich weitaus anstrengendere Rolle, da von solchen Personen ständig erwartet wird, dass sie das Ruder in der Konversation an sich reißen und die Sache mit dem Smalltalk erledigen.
5. Heikle Themen umschiffen #
Je unsicherer man sich der Sache ist, umso unverfänglicher sollte man sich beim Einstieg in einen Smalltalk geben. Das gilt vor allem, wenn es Themen gibt, um die man zu gewissen Zeiten nicht herumkommt: Wahlen zum Beispiel. Im Idealfall geben Sie sich informiert und können zu den wesentlichsten Trends etwas sagen ohne Ihre eigene politische Präferenz offenlegen oder diskutieren zu müssen. Dasselbe gilt für Religion, persönliche Probleme, Finanzgebahrung der Firma, körperliche Gebrechen und Krankheiten, usw.
6. Kein Oberlehrer sein #
Wie gesagt: Niemand erwartet sich am Kaffeeautomat eine Zwei-Stunden-Vorlesung zu einem Thema Ihrer Wahl. Für ernsthafte, ideologisch gefärbte Diskussionen (siehe Punkt 5) gibt es bessere Gelegenheiten. Was beim Smalltalk oft noch dazukommt: Man kennt sein Gegenüber nicht oder kaum. Gerade Berufseinsteiger sollten sich davor hüten, andere zu belehren und mit ihrem großen Wissen ungefragt hausieren zu gehen. Auf diese Weise sind der Respekt und die Sympathie der Kollegenschaft nämlich rasch verspielt.
7. Interesse an anderen #
Haben Sie in der Firma ein offenes Ohr: Wer interessiert sich für Fußball? Wer ist jedes Wochenende mit dem Fahrrad unterwegs? Wer hat nächste Woche Urlaub? Je mehr man über andere weiß, umso leichter gelingt ein Einstieg: „Und, wie hat Verein XY am Samstag gespielt – ich hab noch gar nichts darüber gehört…“, ist ein Satz, mit dem man jeden Bundesliga-Fan aus der Reserve locken kann, genauso wie „Radsaison schon wieder eröffnet?“ oder: „Schon Urlaubspläne?“. Zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie sich für ihn und seine Welt interessieren.
8. Gerüchte verbreiten verboten #
Einstiegsfragen, die nur dazu dienen, sich selbst ein Fenster zu öffnen, durch das sie Ihr Wissen über andere Kollegen dann auch feilbieten können, lassen Sie schnell in zweifelhaftem Licht dastehen. Und Ihnen wird auf Dauer keine Information mehr zugetragen.
9. Richtige Gesprächstechnik #
Ein Punkt, der in Kombination mit Punkt 7 zu sehen ist: Jemand anderen erzählen zu lassen und sich nur durch Zwischenfragen Regie führen zu müssen, ist viel weniger anstrengend, als selbst ständig aktiv Themen aufs Tapet werfen zu müssen. Eignen Sie sich also das an, was jeder angehende Journalist in seinem ersten Praktikum gelernt bekommt: Offene Fragen stellen (=Fragen, die ganze Sätze als Antworten provozieren, nicht nur ja oder nein) und die Leute ausreden lassen.
10. Wissen, wann es reicht #
Smalltalk heißt so, weil er eben keine vollwertige Unterhaltung darstellt, sondern oft ein Gebot der Höflichkeit ist oder als unterhaltsamer Pausenfüller zum Einsatz kommt. Wer die Kunst des Smalltalks beherrscht, sollte auch Signale seines Gegenübers deuten können, mit denen dieser signalisiert, dass er eigentlich die Konversation beenden möchte, weg muss oder will. Oder noch besser: Selbst die Stopp-Taste drücken, bevor man langweilig wird, sich wiederholt oder auf eine zu persönliche Ebene abdriftet.
Redaktion
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