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Tabuthema Gehalt

Tabuthema Gehalt in Österreich: Warum spricht niemand darüber?

Gehalt Aktualisiert am: 03. September 2024 5 Min.

In Österreich ist das Thema Geld und Gehalt ein Tabu – darüber wird kaum gesprochen, und wenn, dann nur im vertrauten Kreis und meist anonymisiert. Doch warum ist das so? Warum fällt es vielen Arbeitnehmer*innen so schwer, offen über ihre Gehälter zu reden? Dieser Blogartikel beleuchtet die Gründe für dieses Schweigen, die Vor- und Nachteile einer offenen Gehaltsdiskussion und wie die rechtliche Lage in Österreich und anderen Ländern aussieht.

Warum spricht man in Österreich so wenig über Gehälter? #

Das Schweigen über Gehälter hat in Österreich tief verwurzelte kulturelle und soziale Gründe. Geld ist hierzulande ein sensibles Thema, das oft mit Scham, Unsicherheit und gesellschaftlichen Normen verbunden ist. Viele Menschen fürchten, dass eine offene Diskussion über Gehälter zu Neid, Missgunst oder Spannungen am Arbeitsplatz führen könnte. Ein weiteres Argument ist die Sorge, dass man sich selbst schlechter dastehen lassen könnte, wenn man sein Gehalt preisgibt – entweder weil es niedriger ist als das der Kolleg*innen oder weil man sich durch ein höheres Gehalt angreifbar macht.

Hinzu kommt, dass in vielen Unternehmen die Gehaltsstrukturen intransparent sind. Mitarbeiter*innen wissen oft nicht, wie ihre Gehälter im Vergleich zu anderen im Unternehmen oder in der Branche stehen, was die Unsicherheit verstärkt.

Mehr Transparenz, bitte! Gehaltssystem ist vielen unklar

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Darf der Dienstvertrag verbieten, dass man über das Gehalt spricht? #

In Österreich ist es jedenfalls im Kollektivvertrag nicht vorgesehen, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeiter*innen verbieten können, mit ihren Kolleg*innen über die Bezüge zu sprechen. Sollten dennoch in einzelnen Arbeitsverträgen derartige Verbotsklauseln enthalten sein, könnten diese als unzulässig angesehen werden. Diese sogenannten „Verschwiegenheitsklauseln“ sind rechtlich umstritten. Nach österreichischem Arbeitsrecht ist es grundsätzlich erlaubt, über das eigene Gehalt zu sprechen. Allerdings darf auch in Österreich niemand gezwungen werden, sein*ihr Gehalt offen zu legen.

Vertretungen von Arbeitnehmer*innen argumentieren, dass solche Klauseln die Arbeitnehmer*innen daran hindern, Ungleichbehandlungen und Diskriminierungen aufzudecken.

„Arbeitnehmer*innen haben das begründete Interesse, Lohnfragen im Betrieb zu besprechen, um beispielsweise vor Gehaltsverhandlungen zu sehen: Wie bin ich eingestuft?“

Peter Hosner · Arbeiterkammer Oberösterreich

Die Vor- und Nachteile offener Gehaltsdiskussionen #

Vorteile: #

  1. Förderung von Lohngerechtigkeit: Offene Gehaltsdiskussionen können dazu beitragen, ungerechte Gehaltsunterschiede aufzudecken und zu beseitigen. Besonders im Hinblick auf die Gender-Pay-Gap ist Transparenz ein wichtiger Schritt, um gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit zu erreichen.
  2. Stärkung der Verhandlungsposition: Wenn Arbeitnehmer*innen wissen, was ihre Kolleg*innen verdienen, können sie besser über ihr eigenes Gehalt verhandeln. Transparenz kann dazu führen, dass alle Mitarbeiter*innen angemessener bezahlt werden.
  3. Vertrauensbildung: Ein offener Umgang mit Gehältern kann das Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen stärken. Wenn die Gehaltsstrukturen transparent sind, fühlen sich Mitarbeiter*innen oft wertgeschätzt und fair behandelt.

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Über Gehaltserhöhungen zu entscheiden ist nicht immer leicht. Bei der Managementberatung borisgloger consulting legt die „Gehaltsgilde“ einmal im Jahr selbst fest, wer mehr bekommt und wer nicht. Das Ziel: größtmögliche Gerechtigkeit, denn oft kann die Führungskraft gar nicht alle Mitarbeiter*innen richtig beurteilen. Die Gehaltsgilde besteht daher aus Mitarbeitenden aller Abteilungen und Ebenen und entscheidet nach klaren Richtlinien. COO Damla Nalbant erzählt uns, wie das Ganze funktioniert.

Nachteile: #

  1. Spannungen im Team: Offene Gehaltsdiskussionen können zu Neid und Unzufriedenheit führen, besonders wenn große Unterschiede zwischen den Gehältern bestehen. Dies kann das Betriebsklima belasten und die Teamarbeit erschweren.
  2. Schwierigkeiten bei individuellen Verhandlungen: Wenn Gehälter offen kommuniziert werden, kann es schwieriger werden, individuelle Gehaltsanpassungen durchzusetzen, die auf besonderen Leistungen oder Qualifikationen basieren.
  3. Eingriff in die Privatsphäre: Manche Menschen empfinden das Gehalt als eine persönliche Angelegenheit und möchten nicht, dass dieses öffentlich diskutiert wird. Die Verpflichtung zur Transparenz könnte als Eingriff in die Privatsphäre wahrgenommen werden.

Wird in anderen Ländern über Gehälter offen gesprochen? #

In vielen Ländern wird das Thema Gehalt offener behandelt als in Österreich. In den skandinavischen Ländern beispielsweise gibt es eine weitgehende Transparenz bei den Gehältern. In Norwegen sind alle Einkommen sogar öffentlich einsehbar, was zu einer großen Offenheit und Diskussion über Gehälter führt.

In den USA gibt es den „National Labor Relations Act“, der es Arbeitnehmer*innen ausdrücklich erlaubt, über ihre Gehälter zu sprechen. Unternehmen dürfen ihren Mitarbeiter*innen dies nicht verbieten, da es als Teil der Rechte der Arbeitnehmer*innen zur Organisierung und zur Aushandlung besserer Arbeitsbedingungen gilt.

Fazit #

Das Tabuthema Gehalt bleibt in Österreich vorerst bestehen, doch es gibt immer mehr Stimmen, die sich für mehr Transparenz und Offenheit aussprechen. Die Vor- und Nachteile einer solchen Offenheit sind vielfältig, doch am Ende könnte sie zu mehr Gerechtigkeit und Fairness am Arbeitsplatz führen. Rechtlich ist es in Österreich erlaubt, über das Gehalt zu sprechen, auch wenn viele Unternehmen versuchen, dies zu unterbinden. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass mehr Transparenz in diesem Bereich möglich und vielleicht sogar wünschenswert ist.

Alle Infos für die erfolgreiche Gehaltsverhandlung

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Hier findest du eine umfassende Übersicht über die wichtigsten Aspekte von Gehaltsverhandlungen mit Links zu spezifischen Artikeln zu Verhandlungstipps, Gehaltsvergleichen und vieles mehr.


Portrait Sarah

Sarah Chlebowski
Content Managerin
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