
Gehaltstransparenz: Was du wissen solltest
Gehalt ist ein sensibles Thema – viele Menschen scheuen sich davor, offen darüber zu sprechen. Doch wie wirkt sich Gehaltstransparenz auf Arbeitnehmer*innen und Unternehmen aus? Welche Vorteile bringt sie, und wo liegen mögliche Herausforderungen?
In diesem Artikel erfährst du:
- Was Gehaltstransparenz genau bedeutet und welche Gesetze gelten,
- Welche Vor- und Nachteile Transparenz für dich hat,
- Wie Unternehmen in Österreich mit Gehaltstransparenz umgehen,
- Praktische Tipps zur Gehaltsverhandlung und zum Umgang mit Transparenz am Arbeitsplatz.
- Außerdem stellen wir dir die wichtigsten Ergebnisse unserer Umfrage vor
- und geben dir weiterführende Infos zu Gender Pay Gaps.
Was bedeutet Gehaltstransparenz? #
Gehaltstransparenz beschreibt den Grad an Offenheit, mit dem Gehaltsstrukturen in einem Unternehmen kommuniziert werden. Das reicht von gesetzlich vorgeschriebenen Mindestgehältern in Stellenausschreibungen bis hin zu detaillierten internen Gehaltssystemen, die Mitarbeitenden einen klaren Überblick über Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Warum ist Gehaltstransparenz ein wichtiges Thema? #
Gehaltstransparenz sorgt für mehr Fairness und Nachvollziehbarkeit in der Arbeitswelt. Sie hilft dabei, ungerechtfertigte Gehaltsunterschiede zu reduzieren, insbesondere in Bezug auf Geschlecht und Position. Doch wie weit sollte Transparenz gehen, wer darf dein Gehalt sehen und welche Vor- und Nachteile bringt sie mit sich?
Wer darf dein Gehalt sehen? #
Tabuthema Gehalt in Österreich
In Österreich ist das Sprechen über das Gehalt oft noch ein Tabu. Laut einer Umfrage von karriere.at geben nur 23 % der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen ein transparentes Gehaltssystem existiert. Besonders in konservativen Branchen bleibt das Thema Gehalt ein heikles Feld.
Grundsätzlich unterliegt dein Gehalt dem Datenschutz. Das bedeutet:
- Dein Arbeitgeber darf es nicht ohne deine Zustimmung an Dritte weitergeben.
- Kolleg*innen haben in der Regel keinen Anspruch darauf, dein Gehalt zu erfahren.
Interne Gehaltssysteme können jedoch Transparenz schaffen, indem sie Gehaltsbänder oder Kriterien für Gehaltserhöhungen offenlegen.
Online-Umfragen zum transparenten Gehaltssystem #
„Ist die Gehaltsentwicklung in deinem aktuellen Unternehmen für dich klar verständlich?“
906 Arbeitnehmer*innen antworteten wie folgt:
- Ja, es gibt ein transparentes System: 23 %
- Ja, ich habe mich selbst umgehört und nachgefragt: 15 %
- Nein: 44 %
- Ich weiß nicht: 18 %
Tatsächliche Gehalts-Transparenz ist also laut Aussage der Mitarbeiter*innen nur in etwa einem Viertel der Unternehmen gegeben. Für die Mehrheit ist unklar, wie sich Gehälter entwickeln.
Arbeitgeber zum Thema Gehaltssystem #
Dieselbe Frage haben wir auch Unternehmensvertreter*innen gestellt. Das Ergebnis: Etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) gibt an, ein transparentes Gehaltssystem für Mitarbeitende zur Verfügung zu stellen. Weitere 24 Prozent verneinen dies. Überraschend: 23 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen geben an, nicht zu wissen, ob die Gehaltsentwicklung in ihrem Unternehmen für Mitarbeitende klar verständlich ist.
Kaum jährliche Gehaltsdurchsprachen #
Womöglich liegt diese Unwissenheit auch daran, dass es in den meisten Unternehmen laut Umfrageergebnissen keinen jährlichen Termin zur Gehaltsdurchsprache gibt. Nur 19 Prozent der befragten Arbeitnehmer*innen gaben an, dass dieser vorhanden sei, weitere 17 Prozent erklärten, es nicht zu wissen.

Generell verhandeln nur 22 Prozent ihr Gehalt. 17 Prozent vor allem nur zu Beginn einer Anstellung.

Vorteile und Nachteile von Gehaltstransparenz #
Vorteile | Nachteile |
Fairness: Gehaltslücken können schneller erkannt und behoben werden. | Neid und Unzufriedenheit: Offene Gehaltsstrukturen können Neid zwischen Mitarbeitenden schüren. |
Motivation: Klare Gehaltsstrukturen zeigen Entwicklungsperspektiven auf. | Flexibilitäteinschränkung: Unternehmen haben weniger Spielraum für individuelle Gehaltsverhandlungen. |
Verhandlungssicherheit: Mitarbeitende haben eine bessere Basis für Gehaltsverhandlungen. | Mehr Verwaltungsaufwand: Die Einführung und Pflege transparenter Systeme erfordert Ressourcen. |
Attraktivität des Unternehmens: Transparente Unternehmen wirken vertrauenswürdiger auf potenzielle Bewerber*innen. |
Gender Pay Gap
Laut der Statistik Austria betrug der unbereinigte Gender Pay Gap 2023 in Österreich 18,9 % – Frauen verdienen also im Durchschnitt fast ein Fünftel weniger als Männer. Selbst bereinigt (bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit) liegt der Unterschied noch bei rund 6 %.
Grundsätzlich überwiegen die Vorteile von transparenten Gehaltssystemen. Transparenz ist besonders bei der Bekämpfung des Gender Pay Gaps wichtig.
Wie kann ein transparentes Gehaltssystem aussehen? #
Gehaltstransparenz kann auf unterschiedliche Weisen erreicht werden: Von einem schriftlich formulierten, für alle einsehbaren Gehaltsschema, in dem die Kriterien für Einstufung, Überzahlung und Gehaltserhöhungen geregelt sind bis zu mündlichen Erklärungen im Rahmen des Gehaltsgesprächs. Jährliche Gehaltsdurchsprachen sollten jedenfalls fixer Bestandteil in Unternehmen sein. Diese können im Rahmen des Mitarbeiter*innengesprächs durchgeführt werden oder als separater Termin eingeplant werden.
Eine spannende Möglichkeit haben wir in diesem Artikel vorgestellt – hier entscheiden die Teams selbst über ihre Gehälter:
Was kannst du tun, um Gehaltstransparenz zu fördern? #
- Fordere regelmäßige Gehaltsgespräche ein – so hast du mehr Klarheit über deine Entwicklungsmöglichkeiten.
- Informiere dich über branchenübliche Gehälter – nutze Gehaltsrechner oder Branchendaten.
- Sprich mit vertrauenswürdigen Kolleg*innen über Gehälter – so bekommst du ein besseres Gefühl für faire Bezahlung.
- Frage gezielt nach Gehaltserhöhungen – mit fundierten Argumenten steigerst du deine Chancen.
EU-Entgelttransparenzrichtlinie: Was bedeutet das für dich? #
Die EU-Entgelttransparenzrichtlinie 2023/970, die bis zum 7. Juni 2026 in nationales Recht umgesetzt werden muss, zielt darauf ab, Gehaltsunterschiede, insbesondere den Gender Pay Gap, zu reduzieren und für mehr Transparenz bei der Entlohnung zu sorgen. Für Arbeitnehmer*innen bringt sie mehrere wichtige Neuerungen mit sich:
- Recht auf Gehaltsauskunft: Du kannst künftig von deinem Arbeitgeber Informationen über die durchschnittlichen Gehälter von Kolleg*innen in gleichwertigen Positionen einholen. Dies stärkt deine Position bei Gehaltsverhandlungen und ermöglicht es, potenzielle Ungleichbehandlungen aufzudecken.
- Transparenz im Bewerbungsprozess: Arbeitgeber sind verpflichtet, bereits in Stellenausschreibungen das Einstiegsgehalt oder eine Gehaltsspanne anzugeben - in Österreich ist eine Gehaltsangabe bei Inseraten bereits Pflicht. Zudem dürfen sie im Bewerbungsgespräch nicht mehr nach deinem aktuellen Gehalt oder deiner bisherigen Gehaltsentwicklung fragen. Das schützt dich davor, dass frühere Gehälter deine zukünftige Bezahlung negativ beeinflussen.
- Offenlegung von Gehaltskriterien: Unternehmen müssen die Kriterien offenlegen, nach denen Gehälter und Karriereentwicklungen festgelegt werden. Das bedeutet für dich mehr Klarheit darüber, welche Qualifikationen und Leistungen zu Gehaltserhöhungen oder Beförderungen führen können.
- Berichtspflichten der Arbeitgeber: Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeiter*innen sind verpflichtet, regelmäßig Berichte über die Gehaltsstrukturen und etwaige geschlechtsspezifische Lohnunterschiede zu erstellen. Sollte ein ungerechtfertigter Gender Pay Gap von mehr als 5 % festgestellt werden, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um diesen zu beseitigen.
Diese Richtlinie stärkt somit deine Rechte als Arbeitnehmer*in und fördert eine gerechtere und transparentere Bezahlung. Es ist ratsam, dich über diese Neuerungen zu informieren und bei Bedarf das Gespräch mit deinem Arbeitgeber zu suchen, um zu erfahren, wie diese Regelungen in deinem Unternehmen umgesetzt werden.
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