Wie viel mehr sollte die Gehaltserhöhung sein?
Gehaltserhöhungen sind für viele ein wichtiger Punkt, um nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch berufliche Anerkennung zu erlangen. Doch wie hoch sollte die Erhöhung sein, die du verlangst? Dieser Artikel gibt dir konkrete Hinweise, worauf du bei Gehaltsverhandlungen achten solltest, welche Faktoren eine Rolle spielen und wie du dich bestmöglich vorbereiten kannst. Zudem werfen wir einen Blick auf das österreichische Spezifikum der Kollektivverhandlungen und was das für deine individuelle Verhandlungsposition bedeutet.
Marktorientierung als Ausgangspunkt #
Bevor du über die Höhe deiner Gehaltserhöhung nachdenkst, solltest du dir einen Überblick über das gängige Gehaltsniveau in deiner Branche und Position verschaffen. Dabei helfen Gehaltsstudien, Gehaltsrechner und -vergleiche, aber auch Gehaltsangaben in Stelleninseraten. Achte dabei auch auf regionale Unterschiede – was in Wien üblich ist, kann in Vorarlberg oder der Steiermark anders aussehen.
Branchenabhängige Schwankungen spielen ebenfalls eine Rolle. In Sektoren wie IT oder Technik gibt es oft mehr Spielraum für höhere Gehälter, während traditionellere Branchen wie das Gastgewerbe oder der Einzelhandel moderater ausfallen können.
Tipp: Nutze diese Daten, um eine realistische Verhandlungsbasis zu schaffen und deine Forderung gezielt zu argumentieren. Auch Konkurrenzunternehmen oder neue Stellenangebote können als Referenz dienen.
Persönliche Leistung und Verantwortung #
Deine berufliche Leistung und die Übernahme von mehr Verantwortung sind wesentliche Kriterien für eine Gehaltserhöhung. Hast du kürzlich ein großes Projekt erfolgreich abgeschlossen oder mehr Führungsverantwortung übernommen? Solche Errungenschaften sollten bei einer Verhandlung berücksichtigt werden.
Wenn du in Mitarbeiter*innengesprächen oder Leistungsbeurteilungen positive Rückmeldungen erhältst, sind das zusätzliche Anhaltspunkte für eine Erhöhung. Wichtig ist, dass du deine Erfolge sachlich und klar benennst.
Tipp: Führe eine Liste deiner Erfolge, die deine gesteigerte Produktivität, Effizienz oder den positiven Einfluss auf das Unternehmen verdeutlicht. Dies schafft eine solide Grundlage für eine selbstbewusste Verhandlung.
Realistische Erwartungen setzen #
Im Durchschnitt beträgt eine Gehaltserhöhung in Österreich zwischen 3 Prozent und 10 Prozent. Dieser Spielraum hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Unternehmensgröße, wirtschaftliche Lage und deiner Verhandlungsposition.
Wenn du sehr erfolgreich warst, aber das Unternehmen sich in einer wirtschaftlich schwierigen Lage befindet, könntest du dennoch erfolgreich sein, indem du auf Alternativen zur Gehaltserhöhung verweist, wie etwa zusätzliche Urlaubstage oder flexible Arbeitszeiten. Solche „weichen“ Vorteile können ebenso wertvoll sein, vor allem, wenn eine direkte Gehaltserhöhung nicht realisierbar ist.
Tipp: Falls du dich im Rahmen deiner Gehaltsverhandlungen auf eine Gehaltserhöhung zu einem späteren Zeitpunkt einigst, halte das schriftlich fest. Das gilt auch, wenn das Gehaltsgespräch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird.
Inflationsausgleich: Realer Kaufkraftverlust #
Wichtiger Hinweis!
Inflation als Argument für eine Gehaltserhöhung ist unzureichend. Deine Leistung ist immer der Ausgangspunkt einer erfolgreichen Gehaltsverhandlung.
In Zeiten steigender Inflation ist es besonders wichtig, den Verlust der Kaufkraft zu berücksichtigen. Selbst wenn dein Gehalt stabil bleibt, verliert es an Wert, wenn die Lebenshaltungskosten steigen. Um zu berechnen, wie viel Gehalt du allein aufgrund der Inflation verlangen solltest, kannst du den prozentualen Anstieg der Lebenshaltungskosten als Basis verwenden.
Größere Gehaltssprünge: 15 bis 20 Prozent
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Während durchschnittliche Gehaltserhöhungen in Österreich meist zwischen 5 Prozent und 10 Prozent liegen, sind größere Sprünge von 15 Prozent bis 20 Prozent nur dann realistisch, wenn du in eine verantwortungsvollere Position innerhalb des Unternehmens aufsteigst oder zu einem neuen Arbeitgeber wechselst. Ein interner Aufstieg oder ein Jobwechsel bieten oft mehr Spielraum für eine signifikante Gehaltsanpassung.
Kollektivverhandlungen: Das österreichische Spezifikum #
In Österreich spielen Kollektivverhandlungen eine zentrale Rolle bei Gehaltserhöhungen. Diese Verhandlungen werden jährlich im Herbst von Vertreter*innen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer*innenseite für unterschiedliche Branchen ausgehandelt. Diese kollektiv vereinbarten Gehaltsanpassungen legen die Mindeststandards fest und gelten für alle Arbeitnehmer*innen in der jeweiligen Branche, die Teil einer Kollektivvereinbarung sind.
Für individuelle Verhandlungen bedeutet dies, dass du dich an diesen kollektiv verhandelten Rahmenbedingungen orientieren kannst. In vielen Fällen wird deine Gehaltserhöhung auf den kollektiv vereinbarten Standards basieren, doch durch besondere Leistungen oder zusätzliche Verantwortung kannst du oft eine überdurchschnittliche Anpassung erzielen
Mögliche Grenzen bei der Gehaltserhöhung beachten #
Nicht immer hängt die Gehaltserhöhung nur von deiner Leistung ab. Unternehmensbudgets, wirtschaftliche Rahmenbedingungen oder branchenspezifische Herausforderungen setzen oft Grenzen. Wenn du merkst, dass das Unternehmen aktuell keine großen Spielräume bietet, kannst du flexibel verhandeln, um in der nächsten Runde wieder darauf zurückzukommen.
Fazit: Fundierte Vorbereitung für die Gehaltsverhandlung als Schlüssel #
Eine realistische und gut vorbereitete Gehaltsverhandlung basiert auf mehreren Faktoren: deiner Leistung, Marktanalysen und der wirtschaftlichen Lage deines Unternehmens. Die richtige Recherche kombiniert mit einer gezielten Argumentation, maximiert deine Chancen auf eine faire und nachhaltige Gehaltserhöhung.
Sarah Chlebowski
Content Managerin
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